Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Von der Jona über die Hügelkette zur Töss Nr. 1268
Gibswil — Steg im Tösstal • ZH

Von der Jona über die Hügelkette zur Töss

Die Wanderung auf und über den Hügelrücken des Zürcher Oberlandes hat einiges zu bieten: Zahlreiche Feuerstellen, Bänke, ein Aussichtsturm und sogar ein kleiner Badeweiher versprechen eine abwechslungsreiche Wanderung, die auch für ausdauernde und geduldige Kinder geeignet ist. Vom idyllischen Dörfchen Gibswil geht es zunächst den Hügel hoch, und man tritt geradewegs hinein ins Waldparadies: Ein Wasserfall plätschert fein vor einer mit Stroh ausgelegten natürlichen Höhle, und die Feuerstelle lädt bereits zu einer ersten Pause. Stetig, aber sanft führt der Weg hinauf, bis man bei Hinter Sennenberg auf den Bachtelweiher stösst. Achtung: Hier ignoriert man den ersten Wegweiser und überquert die Strasse. So geht es via Weiher auf den Bachtel, anstatt auf der Strasse. Der Aufstieg ist zuweilen etwas steil, aber der Weg ist gut ausgebaut, und die steilsten Stücke sind mit Schwellen versehen, sodass der höchste Punkt des Bachtels bald erreicht ist. Nur schon die Aussicht auf die Alpen ist die Mühe wert. Auf dem Turm ist diese noch besser, und der Spielplatz beim Restaurant Bachtel Kulm lässt keine Kinderwünsche offen. Frisch gestärkt kann es nun weitergehen. Kurz vor der Schufelberger Egg wird der Blick auf den Greifensee und den Zürichsee noch einmal frei. Beim Wegweiser geht es über die Strasse und auf der anderen Seite des Feldes die Treppe hinauf. Dort kann man sich an der Quelle erfrischen. Weiter geht es durch den Wald, an Kuhweiden und einer lauten Hundepension vorbei bis nach Steg Station. Wer sich für die Highlights Wasserfall, Spielplatz und Weiher gerne mehr Zeit nimmt, startet in Steg und wandert in die andere Richtung.
Von Chasseral-Trabanten zum Winzerdorf Nr. 1269
Les Prés-d'Orvin, Bellevue — Twann • BE

Von Chasseral-Trabanten zum Winzerdorf

Die Wanderung von Les Prés-d’Orvin nach Twann führt durch die Twannbachschlucht zum Tatort in Friedrich Dürrenmatts Klassiker «Der Richter und sein Henker». Darin muss Kommissär Bärlach den Mord an seinem jungen Polizeibeamten aufklären. Es geht darum, ob es das perfekte Verbrechen gibt, welches weder aufgedeckt noch geahndet wird. Der erste Teil der Wanderung hat nichts mit dem Krimi zu tun. Der Weg führt vom Start in Les Prés-d’Orvin zu Beginn auf Forststrassen, später über ausgedehnte Jurahochweiden zum Gipfel des Mont Sujet, wo man die tolle Aussicht auf die Alpen geniesst. Ab Lamboing kommt man dann an den Schauplätzen von Dürrenmatts Roman vorbei. Der Bach, der die beiden Mühlen bei Les Moulins antreibt, heisst dort noch Douanne, weiter unten in der Schlucht dann Twannbach. Die mystisch-düstere Stimmung in der Schlucht passt ausgezeichnet zur Krimigeschichte. Zu Beginn fliesst der Bach noch lieblich über moosbedeckte Felsblöcke. Bald folgen Wasserrutschen und Wasserfälle, über die das Wasser in kleine Becken stürzt, um dann wieder Fahrt aufzunehmen. Der Weg führt in spektakulären Passagen mit in den Felsen gesprengten Stegen durch die Schlucht. Beim Schluchtausgang - hier wurde Bärlachs Beamter erschossen in seinem Auto gefunden - muss ein bescheidener Wegzoll entrichtet werden, mit dem die Gemeinde die aufwendigen Unterhaltsarbeiten finanziert. In Twann kann man bei einem feinen Glas Chasselas auf das nächste Schiff warten. Wichtig: Der Schluchtwanderweg wird jährlich am 1. November gesperrt und am Osterwochenende oder Mitte April wieder geöffnet.
Vom Luganer Panoramaberg nach Morcote Nr. 1270
San Salvatore — Morcote • TI

Vom Luganer Panoramaberg nach Morcote

Steil hinauf fährt die Standseilbahn von Paradiso auf den San Salvatore. Oben angekommen lohnt es sich, einen Abstecher auf den Aussichtspunkt zu machen. Der Hausberg von Lugano bietet eine 360°- Rundsicht auf Lugano, den See und die Alpen. Die Wanderung beginnt gleich hinter dem Bergrestaurant mit einem steilen Abstieg. Doch schon bald wird es flacher, und der Weg führt durch die für das Tessin typischen Kastanienwälder nach Ciona – einem schmucken Weiler mit vielen bunten Häusern und verwunschenen Gärten. Weiter geht es durch dichte Kastanienwälder nach Carona und zum botanischen Garten San Grato. Der Garten ist berühmt für seine einzigartigen Rhododendren, welche den Park im Frühjahr in ein Blütenmeer verwandeln. Das Areal des Gartens wurde 1957 von einem Industriellen und Gründer der Stahlwerke Monteforno von Bodio im Leventina-Tal gekauft. Dieser liess das Gebiet roden und mit für die dortigen Bodenverhältnisse und meteorologischen Gegebenheiten geeigneten Pflanzen bestücken. Kurz nach der Alpe Vicania führt der Weg rund 1200 Treppenstufen steil hinunter nach Morcote. Die Aussicht ist wiederum atemberaubend und lässt die schmerzenden Knie vergessen. Kurz vor dem Seeufer thront die im Stil der Renaissance erbaute und später barockisierte Kirche Santa Maria del Sasso. Die Cafés und Sonnenterrassen von Morcote laden zum Verweilen ein. Die Palmen, die Gelaterias und die Spezialitätenläden lassen einen meinen, man sei in einem italienischen Dörfchen.
Zum höchsten Punkt im Baselbiet Nr. 1271
Bergstation Wasserfallen • BL

Zum höchsten Punkt im Baselbiet

Zuhinterst im Oberbaselbiet überrascht Reigoldswil mit prächtigen Bauernhäusern. Es scheint, dass es diesem Dorf einmal sehr gut ergangen ist. In der Tat: Während mehr als zwei Jahrhunderten wurden hier Posamenten (Seidenbandweben) in Heimarbeit hergestellt, sie waren die Haupteinnahmequelle. Da die Bauern dem Papiergeld der Basel-Städter nicht trauten, liessen sie sich mit Fünflibern auszahlen. Deshalb heisst dieses Tal im Volksmund noch heute Fünflibertal. Ein kurzer Fussmarsch durch das Oberbiel, und schon geht es mit der Gondelbahn hoch zur Bergstation Wasserfallen. Den attraktiven Waldseilpark lässt man vorerst links liegen, denn die Wanderung wird hier enden. An Naturschutzgebieten vorbei geht es über die Waldweid zum höchsten Punkt des Kantons Basel-Landschaft, der Hinderi Egg. Das immer wieder fälschlicherweise als höchste Erhebung genannte Chellenchöpfli ist erstens zehn Meter weniger hoch, und zweitens muss der Kanton Baselland den Gipfel mit dem Kanton Solothurn teilen. Dennoch: Der Weitblick ins Mitteland und zum Alpenkamm ist vom Chellenchöpfli aus besser. Über Pferdeweiden geht es hinunter zur Rochus-Kapelle, die nach einem Schutzheiligen der Pestkranken benannt ist. Von dort an verläuft die Wanderung zuerst auf einem mit Buchenblättern bedeckten Weg, der so weich ist, dass man den nächsten Kilometer am liebsten barfuss gehen möchte. Bald durchbrechen blanke Kalksteinbrocken den Kammweg, der hoch zum Vogelberg führt. Hier schweift man nochmals in die Ferne, bevor es an der Nordflanke des Passwangs hinuntergeht. Durch die Kalkrippe des Schattbergs, einen aus dem Felsen herausgeschlagenen Durchgang, geht es nochmals über Pferdeweiden hinunter zur Bergstation Wasserfallen. Dort empfängt das Restaurant Heidi-Stübli Wandernde mit einem reichlich bestückten Wanderplättli mit regionalem Käse und Trockenfleisch oder mit dem sehr beliebten Schnitzelbrot.
Schwyzer Höhenweg mit Hochstuckli-Variante Nr. 1272
Rotenflue — Mostelberg • SZ

Schwyzer Höhenweg mit Hochstuckli-Variante

Die abwechslungsreiche Wanderung beginnt mit einem tollen Blick auf den Gross Mythen. Sie führt über Wiesen und durch den Wald, mal auf breiten Alpstrassen und dann wieder auf schmalen Pfaden, vorbei an vielen gemütlichen Alpwirtschaften, die zu einer Pause einladen. Wie zum Beispiel die Alpwirtschaft Zwüschet Mythen, die Produkte ab der eigenen Alp serviert. Der 15-minütige Abstecher zum gleichnamigen Aussichtspunkt lohnt sich übrigens, man geniesst einen wunderbaren Ausblick auf den Schwyzer Talkessel bis hin zum Pilatus. Kurz nach der Haggenegg zweigt die hier beschriebene Variante vom Schwyzer Höhenweg ab und folgt dem Wegweiser Richtung Hochstuckli. Der Bergwanderweg führt abwechslungsreich über Alpweiden hinter dem Hochstuckli durch zur Banegg und von dort auf dem Lungenstutz durch den Wald hinunter zum Ziel. Tipp: Nach Regenfällen empfiehlt es sich, von der Haggenegg auf dem Panoramaweg über Mostelegg nach Mostelberg zu wandern. Denn die Region rund um das Hochstuckli ist Moorgebiet. Der Name Mostel bedeutet nichts anderes als Moostal (Moos: Sumpf, Moor). Auf dem Mostelberg wartet dann das Kinderparadies auf die kleinen Wanderer. Während der Talfahrt mit der Drehgondelbahn hinunter nach Sattel kann man dann nochmals das Panorama geniessen, während sich die Gondel langsam um die eigene Achse dreht.
Genfer Naturperlen Nr. 1307
Genève-Cornavin • GE

Genfer Naturperlen

Auf der Ile Rousseau beginnt diese Wanderung, die das Interesse der Genfer an der Botanik, das «Génie botanique», zum Thema hat. Die Geschichte von 200 Jahren wissenschaftlicher Forschung über Pflanzen liegt dazwischen und die Erkenntnis, dass es mit der Botanik nicht nur verschiedene Pflanzen, sondern auch verschiedene Menschen zu entdecken gibt. Zum Ausgangspunkt der Wanderung gelangt man über die Rue du Mont-Blanc. Sie führt vom Bahnhof Cornavin hinunter zum See und zu jener kleinen Insel, die dem grossen Philosophen und Naturwissenschafter Rousseau gewidmet ist. Er war es, der die Begeisterung für die Natur geweckt hat. Generationen von Wissenschaftern liessen sich anstecken und fingen an zu botanisieren. Die gute Gesellschaft ihrerseits wandelte ihre Gärten in Pärke mit wunderbaren, exotischen Bäumen um, wo sich die Genfer heute noch vergnügen. Diese Wanderung hingegen will die einheimischen Pflanzen der Stadt Genf entdecken, jene Pflanzen, die es schon immer auf Mauern, zwischen dem Kopfsteinpflaster oder unter Bäumen gegeben hat. Sie folgt deshalb dem Lauf der Rhone abwärts bis zum Pont Butin, den sie überquert, um dann am anderen Ufer der Rhone, später der Arve entlang wieder stadteinwärts zu führen. An der Plaine de Plainpalais vorbei geht es durch den Parc des Bastions und zur Promenade de la Treille mit dem wohl bekanntesten Kastanienbaum der ganzen Schweiz: Immer, wenn die erste Blattknospe aufbricht, ruft der Staatssekretär den Frühling aus. Seit dem Jahr 1818 ist das Tradition. An mehreren Kirchen vorbei geht es zur Place du Bourg-de-Four, zum Jardin anglais und zur Horloge fleurie am See, der nebst dem Jet d’eau wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit der Stadt: Auch der Tourismus wollte sich sichtlich eine Tranche vom Genfer «Génie botanique» abschneiden.
Blumenpracht auf dem Vuache-Rücken Nr. 1306
Chevrier • EU

Blumenpracht auf dem Vuache-Rücken

Für alle Botanikfans ist diese Wanderung Genuss pur - es gibt alle paar Meter etwas zu entdecken. Während der Hochblüte der Hundszahnlilien Ende März ist der Waldboden des Vuache mit einem Hauch von Rosarot überzogen. In Chevrier startet die Tour. Zuerst sind im Wald einige Höhenmeter zu überwinden. Die französische, rot-weisse Signalisation ist sehr gut zu erkennen. Bei der ersten Kalksteinplatte findet man erste Hundszahnlilien, die ihre Köpfchen aus den Ritzen des Kalksteins strecken. Etwas weiter oben befindet sich auf der linken Seite ein schöner Aussichtspunkt, von dem man bis nach Genf blickt. Oben auf der Krete, bei der kleinen Kapelle, gönnt man sich eine Pause. Ein Aussichtspunkt befindet sich westlich der von wilden Zyklamen umringten Kapelle. Von hier aus geht es angenehm weiter über den Rücken des Vuache, auf einem idyllischen Weg, der von unzähligen Hundszahnlilien gesäumt wird. Beim Punkt Balme Nord bleibt man noch auf dem Rücken des Vuache und folgt dem Weg Richtung Sommet du Vuache für weitere 30 Minuten. Am Punkt Le Golet du Pey angelangt, kann man noch kurz einen Abstecher zum Aussichtspunkt nach rechts unternehmen. Dieser bietet aber eher einen trostlosen Ausblick auf die Autobahn. Danach geht es den Wald hinunter Richtung Vulbens. Schon bald biegt man auf dem Weg Richtung Vulbens links ab. Der idyllische Waldweg führt zu einem kleinen Wasserreservoir. Hier hält man sich rechts und geht über die Wiesen in Richtung Parkplatz La Cisette. Dieser Punkt bietet einen wunderbaren Ausblick auf den Mont Blanc. Der Weg führt nun weiter nach links zum Bauernhof La Chavanne und dem Waldrand entlang nach Chevrier.
Der Genfer Versoix entlang Nr. 1308
Sauverny, douane — Versoix • GE

Der Genfer Versoix entlang

Die Legende besagt, dass ein Riese namens Gargantua gerne neue Gegenden erkundete. Als er einmal bei Genf vorbeikam, verspürte er Durst, doch die Rhone war zu schmal, um seinen Durst zu stillen. Flugs staute er den Fluss, häufte am Ufer Felsblöcke auf - der Genfersee entstand. Ob Gargantua auch in die Region Versoix und zum gleichnamigen idyllischen Flüsschen gelangte, ist nicht überliefert. Die märchenhafte Umgebung lässt es aber vermuten, weshalb eine Familienwanderung mit einer Geschichte über den Riesen hier gut passt. Sie beginnt in Sauverny an der französischen Grenze. Bei der Bushaltestelle «Sauverny, douane» geht es links direkt der Versoix entlang bis nach La Bâtie. Die signalisierte Wanderroute liegt zwar weiter oben am Hang, doch für Familien ist der Uferweg ein Erlebnis - besonders im Frühling. Aber aufgepasst: Er ist nicht unterhalten und kann bei nassem Wetter rutschig sein. Bei La Bâtie gelangt man auf ein Strässchen und zurück auf die signalisierte Wanderroute. Nach dem Dorfausgang biegt der Weg rechts in den Wald ab und führt zum Wasserlauf hinunter. Über eine hübsche kleine Holzbrücke geht es zum Kanal. Bei der Mühle Richelien überquert man die Strasse und wandert danach auf der anderen Seite wieder der Versoix entlang. Nach der Autobahnunterquerung taucht man nochmals in den Wald ein und folgt weiterhin dem Versoix-Kanal. Die letzte Etappe der Wanderung führt in die Wohnquartiere am Hang von Versoix. Wer nicht gleich den Bahnhof ansteuern mag, geniesst bei einem wohlverdienten Picknick am Ufer des Genfersees den herrlichen Ausblick.
In der Genfer Champagne Nr. 1309
Athenaz — Avusy • GE

In der Genfer Champagne

Die Genfer Champagne ist eine der wenigen Regionen der Schweiz, wenn nicht sogar die einzige, in der es noch frei lebende Rebhühner gibt. Der grau-braune Bodenbrüter ist hierzulande sehr selten geworden, woran leider auch ein vor 25 Jahren lanciertes Schutzprogramm bislang nichts ändern konnte. Durch seinen Lebensraum führt eine abwechslungsreiche Wanderung mit Start in Athenaz, die flach beginnt, aber rasch welliger wird. Hinter dem hübschen Weiler Sézegnin geht es hinunter zur Laire, dem Grenzfluss zu Frankreich, und auf der anderen Seite - auf asphaltierter Strasse - wieder hinauf bis nach Malagny. Von dem französischen Dorf bekommt man allerdings nur ein Villenviertel und einige Weinreben zu sehen. Danach folgt man, zurück auf Naturbelag, der durch Pfosten mit weissen Schildern markierten Route hinunter in eine grüne Schlucht, über eine kleine Brücke und wieder den Hang hinauf. Durch weiterhin hügeliges Terrain führt der Weg, gesäumt von Kiefern und mächtigen Buchen, vorbei am Naturschutzgebiet Teppes de la Repen- tance, das eine aussergewöhnliche botanische Vielfalt aufweist. Noch einmal wird die Laire überquert, und schon ist man wieder auf Genfer Kantonsgebiet. Die restliche Strecke der Wanderung bis zum Tagesziel in Avusy prägen kleine Baumgruppen, Felder und Brachlandstreifen. Vor allem Letztere sind für die regionale Vogelwelt Gold wert. Ursprünglich in erster Linie zum Schutz der Rebhühner eingerichtet, werden sie auch von verschiedenen anderen Vogelarten als Rück- zugsorte geschätzt. Die Populationen dieser Vögel haben sich dadurch prächtig entwickelt.
Stege der Via Gottardo Nr. 1310
Erstfeld — Göschenen • UR

Stege der Via Gottardo

Die Urner Abschnitte der Via Gottardo geben Einblick in die Sonnen- und Schattenseiten des Transitverkehrs am Gotthardpass. Bahnlinie, Autobahn und Kantonsstrasse säumen den Weg auf längeren Strecken. Dazwischen gibt es aber auch viele schöne und naturnahe Abschnitte. Flache Zonen sind im Urnerland ein rares und kostbares Gut. Einzig der Talboden zwischen Flüelen und Erstfeld ist einigermassen weit und eben. Dahinter und rundherum geht es aufwärts, und zwar zuweilen ziemlich heftig. Je enger das Tal wird, desto deutlicher kommen sich die verschiedenen Interessenträger in die Quere: Siedlungsgebiet, Strassen- und Bahnlinien bedrängen und durchdringen sich gegenseitig. Für Wanderwege hat es da mitunter nur wenig Platz. Zwischen Amsteg und Gurtnellen verläuft die Via Gottardo denn auch sehr nahe an der Autobahn A2 - der Verkehr ist sicht-, hör- und zuweilen auch riechbar. Der unschöne Abschnitt ist allerdings kein Grund, auf die Wanderung von Erstfeld nach Göschenen zu verzichten, denn die Route verläuft auf längeren Abschnitten fernab von Lärm und Beton. Auf alten Flurwegen werden blühende Wiesen und stille Bergwälder durchquert, schöne Uferwegpassagen führen zudem der jungen Reuss entlang, die hier als munterer Wildbach zwischen den Felsen tost und schäumt. Am Weg liegen ausserdem einige interessante Sehenswürdigkeiten, etwa die prachtvolle Pfarrkirche St. Albin in Silenen oder die nicht weit davon entfernte Ruine Zwing Uri. Auf gleicher Linie wie die Via Gottardo verläuft zudem der Eisenbahn-Lehrpfad Gottardo-Wanderweg. Der Themenweg vermittelt Einblicke in Bautechnik und Geschichte der Gotthardbahn (der heutigen Gotthard-Bergstrecke).
Über den breiten Jurarücken Nr. 1311
La Heutte — Tavannes • BE

Über den breiten Jurarücken

Die Einheimischen auf den Hügelzügen des Berner Jura nennen die Bise, die hier immer wieder heftig weht, «méchant», das heisst «böse», bei Hunden auch «bissig». Sie wissen wohl, wovon sie reden, denn wer die Jurabise noch nie erlebt hat, kann sich kaum vorstellen, dass er bei heiterem Sonnenschein jemals derart frieren würde. Zuweilen wirken die Hügelzüge so, als wären sie gar von diesem kalten, scharfen Wind geschliffen worden. Das gilt auch für die Montoz-Kette, die sich vom solothurnischen Grenchen bis nach Tavannes erstreckt. Diese Wanderung quert sie an ihrem westlichen Ende und startet in La Heutte, einem Dorf unweit von Biel, das mit dem Zug gut zu erreichen ist. Der Aufstieg Richtung Métairie de la Werdtberg ist steil und - abgesehen vom Atem - still. Angesichts der Nähe zu Stadt und Dörfern kommt sich der Wanderer auf dieser Strecke angenehm einsam vor. Ein kleiner Abstecher zur Hütte des Skiclubs vervollständigt dieses Gefühl. Man fragt sich, wann es letztmals länger genügend Schnee hatte, damit Tourengänger von dieser Hütte auf 1100 Metern mit Skiern losziehen konnten. Das Gelände hat nun, kurz vor dem letzten Aufstieg zum Werdtberg, einen voralpinen Anstrich erhalten. Zwar weisen Laubbäume noch auf die niedrige Meereshöhe hin, gleichzeitig sind die Gräser kurz und würzig, und die Kuhwege gemahnen an Alpen, die weit höher gelegen sein könnten. Oben angekommen staunt man, wie breit die Krete ist und wie eben. Der Blick in die Berner Alpen ist bei klarer Sicht gewaltig. Und wenn die Bise nicht weht, darf die Einkehr im Restaurant Werdtberg durchaus auf der Terrasse stattfinden. Oft bläst die Bise auf dem Jurarücken übrigens die Wolken weg. Dann ist sie der Preis, den es für Sonnenschein zu bezahlen gilt.
Sonntagstour zur Hohen Winde Nr. 1312
Brunnersberg — Beinwil SO, Schachen • SO

Sonntagstour zur Hohen Winde

Das Postauto bedient den Brunnersberg nur sonntags und feiertags - und für diese Wanderung eignet sich die Anfahrt mit dem Auto nicht. Es handelt sich hier also um eine Sonntagstour. Längere Steigungen sind nicht zu bewältigen. Ziel ist die Hohe Winde, die mit 1204 Metern über Meer exakt gleich hoch liegt wie der Passwang, beide befinden sich auf der dritten Jurakette. Man nähert sich dieser aber von der zweiten her an. Von Brunnersberg startet der Weg Richtung «Güggel», das ist das erste der Bergrestaurants auf dieser Strecke, vor allem aber ein Aussichtspunkt etwas oberhalb des Gasthofs. Von hier geht es via Stierenberg - ebenfalls ein Restaurant - zum Scheltenpass, der bereits auf der dritten Jurakette liegt. Den zahlreichen Sonntagsfahrern, die diesen Pass seiner Kurven wegen schätzen, entgeht der Weg elegant. Bei Vorder Erzberg - einer weiteren Einkehrmöglichkeit - folgt dann ein Anstieg über eine Halde mitten durch Kühe und Kälber. Der Weg löst sich auf, wird zur Kuhweide und ist erst auf der Krete oben wieder sichtbar. Nun ist die Hohe Winde schon nah, und die letzten Minuten im Wald lassen kaum erahnen, welch grossartige Aussicht auf einer baumlosen Wiese da oben wartet. Bei klarer Sicht reicht der Blick bis zum Chasseral, zum Elsässer Belchen, nach Basel sowie zum Schwarzwald und umfasst das ganze Alpenpanorama. Gleitschirmlflieger schätzen die Thermik, die sie an diesem Startpunkt vorfinden. Der Abstieg nach Schachen ist kurzweilig. Erst durch Wald, dann über Weiden und an Höfen vorbei geht der Weg durch eine selten begangene, ländlich urtümliche Landschaft.
Der Thur entlang 2 Nr. 1295
Bischofszell — Weinfelden • TG

Der Thur entlang 2

Sie ist die bedeutendste aller Thurbrücken, die 116 Meter lange Alte Brücke bei Bischofszell. Aus Sand- und Tuffstein gefertigt und 1487 eröffnet, ist sie die längste in der Schweiz erhaltene Natursteinbrücke aus dem Mittelalter. Klar, dass solch ein Bau unter nationalem Schutz steht. Charakteristisch für die Alte Brücke ist ihre Form. Der höher gelegte Scheitel soll sie vor Hochwasser schützen. Die krumme Linienführung verdankt sie dem natürlichen Verlauf des Nagelfluhriffs, auf dem sie steht. Vom Ursprung der Alten Brücke erzählt eine Sage: Eine Mutter, die ihre beiden Söhne in den Fluten der Thur verloren hatte, spendete das Bauwerk. Statt eines Wegzolls erbat sie von jedem Benützer ein Vaterunser als Andenken an ihre Söhne. Das Wahrzeichen Bischofszells macht den Auftakt zur Thurwanderung nach Weinfelden. Bevor man vom Bahnhof an den Fluss hinuntersteigt, lohnt sich ein Bummel durch die malerische Altstadt mit ihren Rosengärten. Der Thurweg verläuft alsdann bis Kradolf am oder in der Nähe des Wassers. Einzig bei Halden beschreibt er einen kurzen Umweg durchs Dorf. Auf diesem ersten Abschnitt lassen sich Reiher und vor Kradolf mit viel Glück Eisvögel und Biber beobachten. Nach Kradolf ändert die Tour ihren Charakter. Die Landschaft ist von Wald und Landwirtschaft geprägt, die Thur rückt in den Hintergrund. Der Weg wechselt mehrmals die Flussseite. In Weinfelden lohnt es sich, bis zum Ganggelisteg auf dem Thurweg weiterzuwandern. Der 120 Meter lange Seilsteg macht nicht nur Spass, sondern hat mit Baujahr 1882 auch einige Jahre auf dem Buckel. Zum Glück wurde er vor einigen Jahren umfassend saniert. Abschluss der Tour ist am Bahnhof Weinfelden.
Der Thur entlang Nr. 1296
Bazenheid — Lichtensteig, Bahnhof • SG

Der Thur entlang

Die Wanderung von Bazenheid nach Lichtensteig ist in jeder Hinsicht abwechslungsreich. Unterwegs gibts Wiesen, Wälder, Wasser, Weiler und Wirtschaften. Auch wenn man sich auf dem Thurweg befindet, bleibt man nie lange am Fluss. Der fliesst hier nämlich wild und ungezähmt, häufig in einem tiefen Graben. Der Wanderweg taucht immer wieder ab, quert die Thur und windet sich dann erneut hoch zu Kühen, Wäldern, Bauernhäusern. Es ist Zora Debrunners Lieblingsabschnitt des Thurwegs. Die Lichtensteiger Autorin und Bloggerin hat ihr Leben lang an der Thur gelebt, erst im Thurgau, jetzt im Toggenburg. Und immer hat sie diese Urangst vor dem Hochwasser mit sich getragen. Darum sagt sie auch: «Ich möchte nie direkt an der Thur leben, aber immer in ihrer Nähe sein.» Zu ihrem Motto passt diese Wanderung ganz wunderbar. Start ist im Städtchen Bazenheid, von wo aus es über Wiesen hinab zum Fluss geht. Hier wird die Thur ein erstes Mal überquert. Man folgt ihr ein kurzes Stück, dann steigt man an, quert Lütisburg, bevor man wieder zur Thur kommt, die man beim Guggenloch abermals quert. Hier sieht man auch das imposante Guggenloch-Bahnviadukt. Sodann steigt der Weg wieder an, führt über Wiesen an der Bahnstation Lütisburg vorbei, quert einige weitere Weiler, bis man ins hübsche Städtchen Bütschwil absteigt. Unterhalb Bütschwil befindet sich der 1963 erbaute Drahtsteg, der Fussgängern vorbehalten ist. Auf ihm überquert man den Fluss leicht wippend ein weiteres Mal, quert Felder, bevor die Burgruine Rüdberg erreicht wird. Nun bleibt der Weg auf der rechten Uferseite, man wandert auf Feldwegen und Pfaden Richtung Lichtensteig.
Toggenburger Hügelzüge Nr. 1301
Degersheim — Waldstatt • SG

Toggenburger Hügelzüge

Die Einheimischen sagen «Tegersche» - und sie wissen es natürlich besser. Denn der Name Degersheim ist eigentlich falsch, er geht auf eine Fehlinterpretation des gesprochenen Wortes zurück. «Tegersche» - darin sind sich die Linguisten heute einig - steht für «grosse Esche», zu-sammengesetzt aus den althochdeutschen Wör-tern tëgar für «gross» und asca für «Esche». Entsprechend lautete auch die erste belegte Nennung des Dorfs im Jahr 837 «Tegarasgai» - grosse Esche. Die Wanderung führt vom Bahnhof dorfaufwärts. Am Dorfrand fällt die schachbrettartige Anordnung der Häuser auf. Sie ist auf den Dorfbrand vom 21. März 1818 zurückzuführen. Der Weg-weiser zeigt hier zwei Routen an. Besser ist der Weg, der zum Wald und später als Wiesenpfad direkt zum Restaurant Fuchsacker hinaufführt. Wald- und Wiesenwege führen teilweise in leichtem Auf und Ab der Kantonsgrenze entlang zu den Höfen von Hochwacht. Dann geht es nochmals über einen Hügel zur Strasse. Dem Hartbelag weicht man auf einem Waldpfad bis kurz vor dem Restaurant Landscheide aus. Hier zeigt der Wegweiser einem kleinen Skilift entlang steil aufwärts. Bald ist der einmalige Aussichtspunkt Sitz erreicht. Hier sollte man die Fernsicht auf den Alpstein und ins Toggenburg, aber auch weit ins Mittelland hinein geniessen. Nach einer ausgiebigen Rast wandert man über Wiesen hinunter zur Busstation. Müde Wanderer wählen hier den Bus. Der weitere Weg führt nach Högg hinauf. Einmal aus dem Wald, wartet wieder eine phänomenale Aussicht auf Schwellbrunn und die Berge. Ein Höhenweg bringt den Wanderer dann zum ehemaligen Restaurant Säntisblick. Schliesslich senkt sich der Pfad Waldstatt entgegen.
Der Thur entlang Nr. 1302
Stein — Krummenau • SG

Der Thur entlang

Die wilde Thur fliesst am Herrentöbeli vorbei an einer grossen, flachen Felsplatte, die im oberen Teil feucht, glitschig und mit knallgrünem Moos überwachsen ist. Im unteren Teil liegt massenweise trockenes Schwemmholz. Danach biegt der Fluss ab in eine Gasse, die von steilen, ebenfalls moosbewachsenen Felsen gesäumt ist, und stürzt in die Tiefe. An den Felsen hat die Thur während eines Hochwassers einen eindrücklichen Beweis ihrer Wucht hinterlassen: Tausende von Zweigen, Ästen und Stämmen stecken in allen Richtungen zwischen mächtigen Felsen fest. Es ist ein kleines Kunstwerk, das allerdings den Kopf eines Menschen bei weitem überragt. Welche Kraft dieser Fluss hat, können Wanderer gleich mehrmals auf dem gut markierten Thurweg sehen. Kurz nach Beginn - nach einem Inselchen mit Grillstelle und Spielplatz - stürzt die Thur ein erstes Mal in die Tiefe. Ein weiteres Spektakel bietet sich kurz vor Schwand, wo der Weg über Holztreppen hinunter an die Ufer der Thur führt und dort über eine Brücke. Darunter fliesst das Wasser in einen riesigen Schlund. In der Art geht es weiter: Beim Elektrizitätswerk Giessen überwindet das Wasser ein mächtiges Wehr, anschliessend braust es durch das Tal, um am Ende des Werks erneut in einen Wasserfall, den Giessenfall, einzufliessen. Dann wird die Thur ruhiger, um schliesslich im Herrentöbeli nochmals ihrer ganzen Kraft freien Raum zu lassen. Ein eher ruhiger Höhepunkt liegt etwas unterhalb Neu St. Johann. Auf einer kleinen Insel steht eine kleine Kapelle, flankiert von Grillstellen. Es gehört dem Johanneum, einer Schule für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Die Insel ist für Besucher offen, ein Glück, denn an diesem idyllischen Ort, wo die Thur ruhig dahinfliesst, lässt sich vortrefflich rasten.
Frühlingsauftakt am Bodensee Nr. 1300
Kreuzlingen Hafen — Uttwil • TG

Frühlingsauftakt am Bodensee

Dichter Nebel lag am 12. Februar 1864 über dem Bodensee. Die Dampfschiffe «Jura» und «Stadt Zürich», beide im Linienverkehr zwischen Konstanz und Romanshorn unterwegs, kollidierten in voller Fahrt. Die «Jura» sank innert dreier Minuten, der Ausguck verlor sein Leben. Über 100 Jahre später, 1976, wurde das Wrack entdeckt. Sporttaucher Hans Gerber hatte es nach akribischer Suche gefunden, in 40 Metern Tiefe vor Bottighofen. Heute steht der Dampfer unter kantonalem Schutz, als Unterwasserdenkmal und archäologische Fundstelle. Das Wrack soll vor Plünderungen und Schäden durch unsachgemässes Tauchen bewahrt werden, ist doch die «Jura» das bekannteste Tauchziel im Bodensee. Allein Gerber war über 720 Mal unten. Das Seeufer vor Bottighofen ist aber auch ein attraktives Ziel für eine Frühlingswanderung. Die Tour startet in Kreuzlingen am Hafen und führt erst durch den Seeburgpark, eine naturnahe Parkanlage mit Beobachtungsturm und Hochland- rindern. Sodann folgt bis Münsterlingen ein Abschnitt mit gelegentlichem Velokontakt und Asphalt, bevor wiederum Kieswege dominieren. Sie bringen den Wanderer dem Ufer entlang über Altnau, Güttingen und Kesswil nach Uttwil. Unterwegs locken die Aussicht auf den grossen See und die Berge, blühende Obstbäume, verträumte Dörfer, zahllose Rastplätze direkt am Ufer, Feuerstellen und Liegewiesen sowie ein gastronomisches Angebot für jeden Geschmack. Schliesslich lässt sich auf der Wanderung auch die «Jura» besuchen: Das Seemuseum Kreuzlingen, im Seeburgpark direkt am Wanderweg gelegen, widmet dem Dampfer eine Sonderausstellung. Zu sehen ist unter anderem die Schiffsglocke, die auf mysteriöse Weise verschwunden war und ebenso mysteriös wieder aufgetaucht ist.
Flurnamen im Jura Nr. 1299
Bassecourt — St-Ursanne, gare • JU

Flurnamen im Jura

Auf der Wanderung nach St-Ursanne lassen sich immer wieder Hinweise auf die industrielle Vergangenheit der Region entdecken. Ab Bahnhof Bassecourt folgt man zunächst dem gelben Wegweiser Richtung Les Lavoirs und überquert die Sorne. Weiter geht es, unter der Autobahn hindurch, an die Rouge Eau und dem Bach entlang bis zum Weiher Les Lavoirs. In ihm wurde früher Eisenerz gewaschen, wodurch sich das in die Rouge Eau abfliessende Wasser rötlich färbte. Hier verlässt man die asphaltierte Strasse, taucht in den Wald von Cras des Fonnés ein und nimmt den Aufstieg zum Col des Rangiers in An- griff. Bei Séprais verlässt der Weg ein erstes Mal den Wald, macht einen scharfen Rechtsknick und führt über eine Weide, von der aus sich eine schöne Aussicht bietet. Danach geht es, wieder zwischen den Bäumen hindurch, bis zu einer Lichtung, an deren Ende man den Bach überquert und nach links abbiegt. Es folgt das letzte Stück des Anstiegs, hinauf bis zu einer Strasse, die linker Hand nach La Caquerelle auf dem Col des Rangiers führt. Der Legende nach sollen hier vor langer Zeit Hexen ihre geheimen Zusammenkünfte abgehalten haben. Nun beginnt der Abstieg via Le Malrang. Nicht weit von hier standen einst Siechenhäuser, in denen - weit abseits jeder Ortschaft - Kranke mit ansteckenden Leiden untergebracht wurden. Flurnamen wie «Maladière» oder «Maletière» zeugen bis heute von dieser lange üblichen Praxis. In stetem Auf und Ab geht es durch den Wald hinunter bis zum Bahnhof von St-Ursanne. Hier steigt man entweder gleich in den Zug oder besichtigt vorher noch das wenige Gehminuten entfernte mittelalterliche Städtchen.
Flurnamen im solothurnischen Thal Nr. 1298
Herbetswil, Wolfsschlucht — Balsthal • SO

Flurnamen im solothurnischen Thal

Die Herkunft von Flurnamen ist eine Wissenschaft für sich. Und das wortwörtlich: Beatrice Hofmann-Wiggenhauser beschäftigt sich beruflich damit. Sie arbeitet bei der Forschungsstelle Solothurnisches Orts- und Flurnamenbuch. Und sie kann bestätigen: Die Wolfschlucht geht tatsächlich auf das Raubtier zurück. Irgendwann wird es hier sehr wahrscheinlich Wölfe gegeben haben. Und das kann man sich gut vorstellen. Nur wenige Schritte vom Tal entfernt, befindet man sich plötzlich zwischen hohen Felswänden. Ein Bächlein, das bei starken Regenfällen rasch zu einem Strom werden kann, plätschert vor sich hin. Da kann es einem schon etwas unheimlich werden. Weiter oben öffnet sich die Landschaft aber wieder. Erst geht es durch den Wald, dann durch sanfte Bergwiesen des Naturparks Thal - vorbei an sagenhaften fünf Bergbeizen. Eine davon heisst Güggel. Doch auch wenn es bei diesem Bauernbetrieb einen Hühnerhof gibt, muss die Expertin enttäuschen: «Güggel» geht auf das berndeutsche Verb «guggen» zurück. Und eine gute Aussicht hat man hier wirklich. In sanftem Auf und Ab geht man weiter dem Jurahöhenzug entlang. Erst gegen Ende geht es steil hinunter. Nach der letzten Bergbeiz auf dem Weg, dem Bremgarten, lohnt sich allerdings noch ein kleiner Umweg über die Höngertüelen. Nebenan befindet sich der Weiler Höngen, einer der ältesten belegten Flurnamen. Laut Beatrice Hofmann-Wiggenhauser könnte Höngen sogar länger besiedelt sein als Balsthal. Tüelen hingegen bedeutet Vertiefung.
Der Thur entlang 4 Nr. 1297
Gamplüt — Unterwasser • SG

Der Thur entlang 4

Die Suche nach der Quelle der Thur ist schwierig. Denn der Schrattenkalk im Kessel rund um die Thurwis ist löchrig: versteckte Kännel, unterirdische Seen, Risse und Spalten lassen das Wasser immer wieder an einem anderen Ort austreten. Mehrere Wasserfälle schmücken im Frühling die Szenerie: Ihr Wasser verlässt den Stein teilweise an einem scheinbar beliebigen Ort, es schiesst über den steilen Fels, um unten in der Wiese auf ebenso verblüffende Art wieder zu verschwinden. In der Mitte der Wiese sammelt sich das Wasser in einem Bergbach, der durch ein gelbes Meer von Löwenzahn fliesst. Wer sich hier Zeit für eine lange Rast nehmen kann, gehört zu den Glücklichen. Picknicken, Bäche stauen, ja vielleicht sogar kurz baden im eisigen Wasser - die Zeit vergeht am Fusse des Säntis wie im Flug. Erreicht wird die Thurwis mit der Gamplütbahn von Wildhaus aus. Sie fährt nach Verlangen und bringt einen entschleunigend langsam zum Berghaus, wo der Thurweg beginnt und in die Thurwis ganz hinten im Tal führt. Bald tritt man in ein Wäldchen: Links abgebogen wird erst kurz vor dem Ziel, um der noch jungen Thur einen Besuch abzustatten. Der Rückweg führt für einige Kilometer über Asphalt, die farbige Szenerie entschädigt dafür. Leider wird der alte Weg direkt der Thur entlang nicht mehr unterhalten - er wäre attraktiv und lauschig. Wunderschön ist aber auch die Ebene Alpli, wo sich die Thur einmal mehr durch ein gelbes Löwenzahnmeer schlängelt. In Laui lädt der Skiclub am Wochenende zur Einkehr. Bei Dicket biegt der Weg in eine pittoreske Gasse ein, die von Trockenmauern gesäumt ist. Schliesslich sind die spektakulären Thurfälle erreicht, der Steg führt durch den feuchten Luftzug des fallenden Wassers. Doch die Kleider trocknen bald wieder auf dem Weg nach Unterwasser.
Der Dala entlang zum heiligen Ort Nr. 1264
Leukerbad • VS

Der Dala entlang zum heiligen Ort

Mehr als 40 Jahre ist das Wasser unterwegs, vom Moment, in dem es in der hochalpinen Region oben am Torrenthorn auf fast 3000 Metern versickert, bis es im Dorfzentrum von Leukerbad mit 51 Grad Celsius aus dem Boden sprudelt. Auf seinem langen Weg durch die Gesteinsschichten sinkt es bis 500 Meter unter den Meeresspiegel, wo es erwärmt wird. Unvorstellbare vier Millionen Liter Thermalwasser kommen so täglich an die Oberfläche, gratis und franko. Mit dem heissen Wasser werden Thermalbäder gefüllt, aber auch Hotelanlagen geheizt. Bis das Wasser mit zehn Grad in die Kanalisation fliesst, wird ihm mit Wärmetauschern das letzte Kilowatt Energie entzogen. So spart das Dorf viel Heizöl. Vom Dorfplatz in Leukerbad folgt man zuerst dem Wegweiser Richtung Heilbad und geht von dort weiter Richtung Rufinerweid. Vom Weg aus hat man einen spektakulären Blick in die Dalaschlucht, auf den Thermalquellensteg und auf den Wasserfall. Später zweigt der Weg Richtung Clabinualp ab. Unter der mächtigen Felswand, die sich zwischen Gemmi und Balmhorn erstreckt, führt er über Weiden und durch Geröllfelder zur Flüekapelle. Nur wenige Meter unterhalb des direkt in den Felsen gebauten Gebäudes befindet sich eine kleine Quelle. Man erreicht sie an Stahlseilen gesichert über ein abschüssiges Band. Dem Wasser werden heilende Kräfte zugeschrieben. Wer nach Flüe pilgert, holt sich aus dieser Quelle Wasser, um es mit den Daheimgebliebenen ehrfürchtig zu trinken. Wer es ausprobieren will, nehme also eine leere Flasche mit. Nach der Stärkung im Restaurant Fluhalp steigt man auf der Alpstrasse zur Majingalp. Von dort führen alle Wege hinunter nach Leukerbad. Für die schönste Variante folgt man den Wegweisern Richtung Tschafinuwald und weiter zum Heilbad. Zurück in Leukerbad sollte man sich unbedingt ein Bad in einer der vielen Thermen gönnen.
Am Rande des Aroser Skigebietes Nr. 1265
Talstation Hörnlibahn — Hörnlihütte • GR

Am Rande des Aroser Skigebietes

Die beiden Bergseen, die gerade mal 45 Minuten Wanderzeit auseinanderliegen und vom selben Wasser der jungen Plessur gespeist werden, könnten unterschiedlicher fast nicht sein. Der Schwellisee – entstanden durch die Stauung eines Bergsturzes (Schwelle) – ist eingesäumt von Wiesen, die bis ans Seeufer reichen. Das Wasser ist im Sommer und Herbst warm genug zum Baden. Der See war ursprünglich von einem Arvenwald umgeben, den die Walser vor langer Zeit rodeten, als sie das Gebiet um Arosa besiedelten. Noch heute sind Arvenstämme, die auf dem Seegrund liegen, vom Ufer aus sichtbar. Der Älplisee, von Gletscherablagerungen gebildet, liegt nur rund 200 Meter höher, die Landschaft ist aber viel archaischer. Sie wird dominiert von den mächtigen Geröllfeldern, die vom Älpliseehorn bis ins Wasser reichen. In diesem spiegelt sich die Felspyramide des Älplihorns, die im Spätherbst und nach Kälteeinbrüchen oft schon schneebedeckt ist. Das glasklare Wasser des Älplisees ist auch im Sommer eiskalt. Während rund acht Monaten im Jahr ist der See mit Eis bedeckt, und im Herbst trocknet er bisweilen fast aus. Die Wanderung beginnt man am besten bei der Talstation der Hörnlibahn. Bis zum Schwellisee führt die Route auf einer breiten Alpstrasse, die mit vielen Ruhebänken gesäumt ist. Kurz vor dem Älplisee passiert man die Chlus, eine Steilstufe, die mit Drahtseilen gesichert ist. Vom Älplisee folgt eine kurze, steile Passage im Abstieg in einer Rinne mit anschliessender Traverse. Danach schlängelt sich der Weg wunderbar am Rande der verborgenen Weng, eines Bergsturz-Blockfeldes, zur Hörnlihütte. Auf der Talfahrt mit der Hörnlibahn überblickt man das gesamte Skigebiet von Arosa.
Auf dem Aargauer Weg Nr. 1266
Bremgarten (AG) — Muri (AG) • AG

Auf dem Aargauer Weg

Grossen Natur- und Landschaftsgenuss praktisch zu jeder Jahreszeit verheisst eine Wanderung entlang der Reuss im aargauischen Freiamt. Es lohnt sich aber, vorher in den verwinkelten Gassen des Habsburgerstädtchens Bremgarten zu flanieren und in die Zeit der Habsburger einzutauchen. Vom Schulhausplatz Bremgarten gelangt man zum Uferweg, der auf breitem Kiestrassee flussaufwärts zum Stauwehr führt. Oberhalb davon ist die Reuss breit und träge wie ein See. In der engen Flussschlaufe, die den Zopfhau umschliesst, ist es trotzdem nicht einfach, die Orientierung zu behalten – beschreibt doch der Uferweg hier auf wenigen Hundert Metern eine Drehung um fast 270 Grad. Sehr reizvoll ist das Teilstück bis zur Brücke Rottenschwil. Durch den Rückstau des Flusskraftwerks ist hier ein Teil der Ebene weiträumig überflutet worden. Auf den Kiesbänken und den bewaldeten Inseln des Naturschutzgebiets Flachsee kommen Eisvögel, zahlreiche weitere Vogelarten sowie seltene Pflanzen vor. Auf dem Uferweg geht es weiter flussaufwärts bis zur Brücke Werd. Dort wird rechts abgezweigt. Durch das Rottenschwiler Moos gelangt man zum Dörfchen Althäusern, das einen schönen Ausblick auf die Reussebene und zur Albiskette bietet. Über Chapf geht es nach Hasli und von dort zur Bünz. Dem Flüsschen entlang erreicht man Muri, das vom ehemaligen Benediktinerkloster geprägt wird. Die barocke Klosterkirche ist ein architektonisches Juwel und gilt als einer der schönsten Kirchenräume der Schweiz. Im attraktiv gestalteten Museum Kloster Muri erfährt man Spannendes zur Geschichte des Klosters und seiner Mönche.
Zum Thuner Aussichtsberg Nr. 1267
Chrindi (Mittelstation) — Stockhorn • BE

Zum Thuner Aussichtsberg

Dass es da oben irgendwo einen See geben muss, ahnt man bereits im Warteraum der Stockhornbahn. Am Wochenende drängen neben Wanderern, Kletterern und Gipfelausflüglern auch Fischer mit Klappstühlen und Angelausrüstung in die Kabine. Die meisten von ihnen verbringen den Tag am malerischen Hinderstockesee, den man in wenigen Minuten von der Mittelstation Chrindi aus erreicht. Wer zuschauen will, wie die Regenbogenforellen im Minutentakt aus dem Wasser gezogen werden, folgt ihnen und startet die Wanderung mit einem lohnenden Umweg um den See. Die direkte Route folgt zuerst dem Grat und traversiert dann über dem See die steile Fluh. Nach dem ersten Aufstieg öffnet sich auf der Alp Vorderstocke der Blick ins Simmental und auf die Niesenkette. Kurze Zeit später, auf einem kleinen Pass, erblickt man den Oberstockesee. Im Gegensatz zum belebten Hinderstockesee liegt er idyllisch und ruhig da. Hier oder etwas weiter oben auf der Terrasse des Berggasthauses Oberstockenalp ist ein guter Ort für eine Pause und eine Stärkung für den letzten Aufstieg zum Stockhorn. Ein Höhepunkte sind die Aussicht und der Tiefblick nach Norden. Dazu steigt man vom Restaurant auf dem Alpenblumen-Lehrpfad zum Gipfel und geniesst von dort die wunderbare Rundsicht. Oder man geht bequem durch den Tunnel und tritt - Schwindelfreiheit vorausgesetzt - auf die Panorama-Aussichtsplattform, die in der senkrechten Nordwand hängt. Die Aussicht auf die Stadt Thun und das Mittelland zum Jura hin ist fantastisch. In der Mittelstation Chrindi steigen wieder Fischer zu, die meisten mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht und den erlaubten sechs Forellen im Gepäck.