Proposte escursionistiche • Sentieri Svizzeri

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Der Chasseron Nr. 0508
Môtiers (NE) — Ste-Croix • NE

Der Chasseron

Enge Schluchten und aussichtsreiche Höhen verspricht diese Wanderung vom Val de Travers im Neuenburger Jura zum «Balcon du Jura» im Waadtländer Jura. In Môtiers, wo die Wanderung beginnt, weilte von 1762 bis 1765 der Genfer Philosoph Jean-Jacques Rousseau. Der verfolgte Philosoph fand hier für einige Zeit Asyl. Er wanderte in der Umgebung von Môtiers, über den Chasseron und den Creux du Van und entdeckte seine Leidenschaft für die Botanik. Im Haus, in dem er während seiner Exiljahre lebte, ist heute das Musée Jean-Jacques Rousseau eingerichtet. Gleich nebenan befindet sich das Maison des Mascarons, ein historisches und volkskundliches Museum mit einer Abteilung über die Geschichte der Absinthherstellung im Val de Travers. Das Tal war einst die Hochburg der Absinthproduktion, der berühmt-berüchtigten «Fée Verte». Nach einer Viertelstunde Wanderung vom Bahnhof Môtiers aus steht am Waldrand ein Holzschild und zeigt zur Grotte Cascade. Der kurze Abstecher führt zu einem bezaubernden Wasserfall. Danach leiten die Wegweiser durch die Waldschlucht Poëta oder Pouetta Raisse in Richtung Chasseron. Der spannende Weg durch die Schlucht ist mit Treppen, Holzstegen und Geländern ausgebaut. Trotzdem ist bei Nässe Vorsicht geboten. Nach der Schlucht öffnet sich ein kleines Tälchen, der Wald wird in der Höhe von Weideland abgelöst, die Aussicht wird immer weiter, und zuletzt führt ein richtiger Panoramaweg auf den Gipfel des Chasseron. Nach der Gipfelrast - vielleicht im Bergrestaurant - gehts zunächst der Krete entlang weiter und hinter Petites Roches hinunter nach Ste-Croix, der «Welthauptstadt der Musikdosen».
Im Napfgebiet Nr. 0509
Trub — Langnau im Emmental • BE

Im Napfgebiet

In fast perfektem Halbkreis von Ost über Nord nach West verläuft diese Frühlingstour im bernischen Teil des Napfberglandes. Ausgangspunkt ist das einstige Klosterdorf Trub, von Langnau her mit dem Bus erreichbar. Ein Täufer-Lehrpfad folgt streckenweise der Wanderroute und berichtet von einer Christenverfolgung hier im hintersten Teil des Emmentals: Weil sich die bibeltreuen Täufer nicht der Obrigkeit unterziehen wollten, wurden sie bis ins 18. Jahrhundert verbannt, eingesperrt oder gar hingerichtet. Nach dieser finsteren Geschichte erscheint die lichte Landschaft mit ihrem Flickenteppich aus Forsten, Wiesen und Weiden umso harmonischer, sobald die 1000-Höhenmeter-Marke überschritten ist. Auf teils bequemen Flursträsschen, teils schmalen Waldpfaden folgt die durchgehend gut markierte Wanderroute über Stauffen, Hohmatt und Geissgratflue meist einem aussichtsreichen Grat zwischen zwei Gräben bis zur Lüderenalp. Unterwegs geht der Blick zum nahen Nachbarn Napf, der mit 1408 m ü.M. höchsten Erhebung des ganzen Nagelfluhmassivs am Alpenrand. Auf der Lüderenalp bieten sich Möglichkeiten für Verpflegung, vorzeitige Talfahrt und, falls gewünscht, auch Übernachtung. Nun wendet sich der Weg über Rafrüti, Egg und Hohgrat mit zuerst geringem, zum Schluss dann ordentlich steilem Gefälle nach Süden, dem Tagesziel Langnau im Tal der Ilfis entgegen. Auch dieser Abschnitt des Maibummels, der sich zu anderen Jahreszeiten ebenso gewinnbringend unter die Füsse nehmen lässt, ist eine Gratwanderung mit Rund- und Weitsicht. Für diejenigen, die die Wanderung abkürzen möchten: Beim Weiler Egg führt eine Weg hinunter in den Gohlgraben zur Haltestelle Mettlen, wo ein Bus nach Langnau fährt.
Am Walensee Nr. 0510
Weesen — Walenstadt • SG

Am Walensee

Die siebeneinhalbstündige Wanderung von Weesen über Quinten nach Walenstadt misst 21 Kilometer. Wer eine kürzere Wanderung vorzieht, kann sich auf einzelne Abschnitte beschränken, beispielsweise von Weesen bis Betlis oder nach Quinten oder von Walenstadt nach Quinten. Der attraktive Wanderweg führt durch Misch‑ und Nadelwälder, teilweise dem See entlang, dann wieder hoch über dem Wasser mit spektakulärerer Aussicht. Auch wer die lange Route wählt, muss unterwegs nicht verhunger. Auf dem Weg liegen verschiedene Restaurants, die zur Rast verlocken. Da ist zum Beispiel das Hotel‑Restaurant Flyhof in Weesen, dessen Garten bis an den See reicht, oder der Landgasthof‑Hotel Paradiesli in Betlis, der umgeben von Wald und Wiese am Fuss der Churfirsten steht. In Quinten gibt es das Restaurant Seehus, im Walenstadt zum Beispiel das Hotel‑Restaurant Churfirsten in Bahnhofnähe. Die «Ostschweizer Riviera» mit dem abwechslungsreichen Wanderweg am Nordufer des Walensees ist populär und dennoch nicht überlaufen, Picknickplätze und Feuerstellen, aber auch Badeplätze laden zum Verweilen ein. Wer sich für die Flora interessiert, wird hier mit unerwartet südlicher Vegetation überrascht. Der Wanderweg ist durch den öffentlichen Verkehr - Bahn und Schiff - hervorragend erschlossen, was eine Ad‑hoc‑Planung ermöglicht. Bei Wetterumstürzen lässt sich die Wanderung abkürzen, und man ist rasch bei einer der Anlegestellen der Walensee‑Schifffahrt. Mehrere SBB‑Stationen von Weesen bis Walenstadt liegen an der Bahnlinie auf der nach Norden gerichteten Seeseite, und überall gibt es genügend Parkplätze für diejenigen, die mit dem Auto anreisen.
Von der Rofla- zur Viamalaschlucht Nr. 0511
Roflaschlucht — Viamala • GR

Von der Rofla- zur Viamalaschlucht

Von Thusis fährt das Postauto zur Roflaschlucht (umsteigen bei der Post Andeer). Die vorgestellte Wanderung lässt sich problemlos an einem Tag absolvieren. Die Anreise am Vortag ist zu empfehlen, so lässt es sich gemütlich im Hotel übernachten und entweder am Abend oder am anderen Morgen die romantische Roflaschlucht erkunden. Ein Vorfahre der heutigen Gasthausbesitzer, Christian Pitschen Melchior, hatte in harter Handarbeit in den Wintermonaten zwischen 1907 und 1914 einen Felsenweg gebaut. Dieser Weg beginnt direkt hinter dem Hotel und führt durch Galerien in die Schlucht hinein bis zu einem Wasserfall. Aufgrund mehrerer Stauanlagen hat der Fluss heute einiges an Kraft eingebüsst - das von Hand gebaute Werk bleibt dennoch eindrücklich! Danach kehren Wandernde zum Gasthaus zurück und nehmen den Weg nach Zillis und zur Viamalaschlucht unter die Füsse. Die Route ist ein Teilstück der ViaSpluga, die in umgekehrter Richtung von Thusis über den Splügenpass bis nach Chiavenna führt. Im engen Nebeneinander von Topografie, Strasse, Fluss und A 13 haben die Wanderwege Graubünden hier ein neues Trassee gebaut, das in stetem Auf und Ab gewisse Anforderungen an die Wandernden stellt. Höhepunkte der Wanderung sind die Kirche St. Martin in Zillis, die aus Andeerer Granit gebaute Punt da Suransuns, die beiden Wildener Brücken aus dem 18. Jahrhundert sowie die Viamalschlucht, in die man noch hinuntersteigen sollte, auch wenn es zweimal über 300 Treppenstufen zu bezwingen gilt. Erholen können die Beine sich danach im Postauto, auf der Rückfahrt nach Thusis.
Ofenlochschlucht Nr. 0512
Schwägalp — Seebensäge • SG

Ofenlochschlucht

Von Gossau fährt die Appenzellerbahn nach Urnäsch. Es folgt eine erlebnisreiche Postautofahrt zur Passhöhe Schwägalp, am Fuss des Säntis. Hier trifft auch der Bus von Nesslau ein. Gegenüber dem Gasthaus führt der Wanderweg durch wunderschönes Moorgebiet zum Chräzerenpass, der einst einen wichtigen Übergang zwischen dem Toggenburg und dem Appenzellerland bildete. Auf einer Fahrstrasse führt die Route zur Alp Horn. Dort lohnt sich ein Blick zurück zum Säntis und der Silberplatte. Denn nun beginnt der Abstieg ins Quellgebiet des Neckers. Raue Wege, teils mit Seilen gesichert, führen den Felswänden entlang, über die sich zahlreiche Wasserfälle ergiessen. Ein Aufstieg durch den Sandwald bringt die Wandernden zur sonnig gelegenen Alp Neuwald. Der anschliessende Abstieg ins Ofenloch verlangt Aufmerksamkeit, denn es gilt, unbedingt den Einstieg am Waldrand zu finden, andernfalls kann man sich in den Felswänden verirren. Bei nasser Witterung oder bei der Schneeschmelze ist es oft unmöglich, den Necker zu überqueren, denn an verschieden Orten fehlen Brücken. Der Aufstieg zur Alp Ellbogen verlangt Trittsicherheit. Dort fällt die Entscheidung bei einer Rast am Brunnen nicht leicht: noch die knapp 300 Höhenmeter zum Hinterfallenchopf mit herrlicher Aussicht und dafür einem längeren Abstieg in Kauf nehmen? Oder lieber direkt durch das ebenfalls sehr raue Rappenloch zur Seebensäge hinuntersteigen? Dort, am Ziel der Wanderung, wartet das erste Restaurant, und das Postauto fährt entweder zur Schwägalp zurück oder direkt nach Nesslau hinunter, wo der Zug nach Wil bereitsteht.
Von der Combe Biosse zur Combe Grède Nr. 0513
Villiers — St-Imier • NE

Von der Combe Biosse zur Combe Grède

Unerwartet öffnet sich hinter der ersten Jurakrete oberhalb von Neuenburg ein weites Hochtal, das Val de Ruz. Am östlichen Ende der Ebene, wo sich die Strasse zwischen Kreten und Schluchten hindurch in Richtung des nächstliegenden Vallon de St‑Imier zwängt, beginnt die Wanderung mit einem Anstieg auf die Ausläufer des Chasserals. Über saftige Juramatten geht es an den Métairies Clémesin und d'Aarberg vorbei, die mit urchiger Gemütlichkeit und rustikalen Speisen zu einem ersten Rast locken. Alpbetriebe wie diese gibt es viele im Jura. Ursprünglich waren sie von umliegenden Bürgergemeinden für die Sömmerung des Viehs gebaut worden, heute werden sie oft als Berggasthof oder einfache Herberge genutzt. Hinter der Métairie d'Aarberg fällt der Weg steil ab und führt zu der Combe Biosse, einem steilen Einschnitt, den die Erosion in die Krete des Chasserals gegraben hat. Gewaltig ragen linker‑ und rechterhand die Kalkfelsen in den Himmel, an ihrem oberen Ende läuft die Schlucht in eine sanfte Mulde aus. Rot‑weiss gestreift ragt bald darauf am Horizont der Turm der Sendestation auf dem Chasseral in den Himmel. Wer mag, macht einen Abstecher zum Gipfel und geniesst das überwältigende Panorama über das Mittelland bis zu den Alpen. Auf der Rückseite des Chasserals lockt bei Pré aux Auges ein gemütlicher Picknickplatz. Hier steigt der Weg in die Combe Grède ein. Furios hat sich diese Schlucht in die Krete gefressen. Der Weg hinab ist gut ausgebaut und mit Ketten gesichert, im Jahr 2000 wurde er von den Berner Wanderwegen mit dem Goldenen Wegweiser ausgezeichnet. Wer nicht schwindelfrei ist, wählt dennoch besser den gemütlichen Umweg über L'Ilsach und stösst im unteren Teil wieder auf den Schluchtweg.
Pays d'Enhaut Nr. 0525
L'Etivaz — Bergstation Gondelbahn • VD

Pays d'Enhaut

Die offen‑lichtdurchflutet‑liebliche Landschaft im Grenzgebiet von den Waadtländer Alpen zum Berner Oberland lädt zu einer Bergwanderung ein, deren Länge und Höhenunterschiede freilich nicht unterschätzt werden sollten: Eine «nahrhafte», doch ausgesprochen lohnende Tagestour nimmt unter die Füsse, wer von L'Etivaz am Col des Mosses über die Arnenlücke (Fenêtre d'Arnon) hinunter zum Arnensee stiefelt, dann in einer zweiten Steigung den Col de Voré erklimmt - um schliesslich im erneuten Abstieg die Bergstation der Gondelbahn Isenau-Les Diablerets anzusteuern. Zwischenziel ist der Arnesee, eine der Elektrizitätsgewinnung dienende touristische Perle, gesäumt von dunklen Tannen unter milden Zweitausendern mit viel Gras und wenig Fels. Am Arnesee kann man nicht nur ein erfrischendes Bad nehmen, sondern auch übernachten oder die vorzeitige Rückfahrt mit dem Bus zur Bahnstation Gstaad antreten. Freilich wäre es schade, bloss das erste Teilstück dieses stark alpwirtschaftlich geprägten Ausflugs zu begehen, denn die zweite Etappe wartet mit spektakulären Ausblicken zu den «Teufelsbergen» auf: zu den Steilabfällen des Massivs Oldenhorn-Les Diablerets. Die Wege sind ohne exponierte Stellen und problemlos zu begehen, doch zuweilen etwas ruppig und nach Regenfällen stellenweise feucht. Interessant, dass die Kantons‑ und Sprachgrenze auf den beiden Pässen Arnenlücke und Col de Voré auch mit einer wandertechnischen Kulturgrenze zusammenfällt: Auf Berner Oberländer Boden finden sich bessere Markierungen als vorher und nachher im Waadtland.
Oberhalbstein Nr. 0526
Tigignas — Radons • GR

Oberhalbstein

Aussichtsreich schlängeln sich die Wanderwege in den Höhen des Bergdörfchens Savognin im Oberhalbstein zwischen Wasserrinnsalen durch sattes Grün vor der Kulisse von Felsmonumenten und Gletschern. Zu Recht trägt die «Veia Panorama», der Panoramaweg, ihren Namen. Vom Piz Mitgel bis zum Piz d'Agnel lassen sich die Bünder Berge im Weitblick entdecken, ihre Felsen und Gletscher bestaunen. Ein abwechslungsreicher Weg durch schattigen Wald und über sonnige Hänge führt von der Mittelstation der Seilbahn in Savognin, Tigignas, hinauf. Er streift den idyllisch gelegenen Lai Lung. Man steigt hinauf bis Mot Laritg, blickt von hier aus zu Europas höchstgelegener Wallfahrtskirche Ziteil hinauf und hat zugleich Aussicht ins Tal. Zwischen Mot Laritg und der Bergstation der Seilbahn Somtgant zieht sich ein botanischer Alpenflora‑Lehrpfad. Hundertzwanzig Exemplare sind hier mit Tafeln versehen. Die Savogniner Drogistin Astrid Thurner ist für die Kennzeichnung verantwortlich und bietet Führungen an. Spannende botanische Geschichten zu dem Alpenblumenlehrpfad werten so den herrlichen Panoramaweg sogar noch auf. Der führt über die Bergstation Somtgant hinaus und wird linker Hand immer von Bergen markiert. Über schmale Bergpfade gelangen die Wandernden abwärts zum Weiler Radons, der vor malerischem Berghintergrund liegt.
Auf dem Skulpturenweg von Baden Nr. 0527
Baden • AG

Auf dem Skulpturenweg von Baden

Zwischen den Autokolonnen, die der Bareggtunnel ausspuckt, und über die Brücke donnernden Eisenbahnen, zwischen Vorstadtsiedlungen, modernen Fabrikgebäuden und historischen Gewerbebauten verbirgt sich eine verwunschene Naturlandschaft. In ihrer anmutigen Verträumtheit erstaunt sie ebenso, wie das Rauschen des Verkehrs hoch über dem Fluss irritiert. Zum 700‑Jahr‑Jubiläum der Eidgenossenschaft riefen die Gemeinden Baden, Wettingen und Neuenhof an der Limmat einen Kulturpfad ins Leben. Bald 20 Jahre alt, berührt dieser durch das Spannungsfeld, in das er einschrieben ist. Wie ein Findling mutet der Stein an dem mit Weiden bewachsenen Ufer an. Erst auf den zweiten Blick erkennt man das Kunstwerk: den Steinring von Heiner Richner. Am ruhigen Bachbett gelegen, unterhalb des Oberkanals der ehemaligen Spinnerei, wo das Wasser in einem Vorhang über die mehrere hundert Meter breite Mauer herabrieselt, sieht die Skulptur aus wie ein Boot. Vor der anonymen Kulisse der Siedlung Webermühle scheint es zu einer idyllischen Fahrt zu laden. Das Kunstwerk tritt mit der Landschaft in Dialog. So auch die anderen Werke entlang des Kulturwegs. Zum Beispiel die von Gillian White auf einer Lichtung im Wald aufgestellten Stangen, sie greifen spielerisch die Struktur der Bäume auf. Oder das mit Moos überwachsene Ruderbündel von Hans Thomann, das der Fantasie Flügel verleiht. 21 Kunstwerke von Kunstschaffenden aus der Region und aus der ganzen Schweiz lassen sich beim Flanieren entlang der Limmat entdecken. Zusätzliche Information vermitteln Führungen, ein Faltblatt oder eine Broschüre.
Auf dem Skulpturenweg von Dietwil Nr. 0528
Eschenbach (LU) — Oberrüti Bahnhof • LU

Auf dem Skulpturenweg von Dietwil

Kinder werden ihre Freude haben: Allerlei geheimnisvolle Figuren sind in dem lichten Waldstück oberhalb von Dietwil im Unterholz am Wegrand zu entdecken: ein verhexter Pferdekopf zum Beispiel, auf Klein‑Mädchen‑Höhe angewachsene Pilze und Blumen, ein Wiesel, das frech aus einem Korb hervorlugt, ein Biber und sogar ein Delfin, der über dem Waldbach Purzelbäume in die Luft schlägt. Sie alle sind mit der Motorsäge aus Wurzelstöcken und Baumstämmen herausgesägt ‑ nachdem der Lothar‑Sturm übers Land gezogen war, hatte der ehemalige Dietwiler Landwirt Bruno Rölli angefangen, die kindlich anmutenden Kunstwerke aus dem nutzlos gewordenen Holz zu schaffen. Mit 17 seiner Arbeiten wurde 2005 in dem Wald im Altweier ein Skulpturenweg eingerichtet. Unterdessen ist manche Figur mit Moos überwachsen, an dem einen oder anderen Wurzelstock ranken sich echte Pilze hoch. Mittendrin in dem verwunschenen Reich liegt ein grosszügiger Picknickplatz. Am Ausgangspunkt der Wanderung ist das mächtige Kloster von Eschenbach nicht zu übersehen. Sein Ursprung geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Heute wird es von Zisterzienserinnen bewohnt und ist für seine Web‑ und Stickereiarbeiten bekannt. Von Eschenbach aus läuft es sich angenehm leicht auf grösstenteils breiten Kieswegen. Der Weg führt bald in ein kleines Wäldchen, bald an alten Apfelbaumgärten vorbei, die meiste Zeit jedoch geht es über weiten Matten mit wilden Hecken. Unbemerkt gelangt man so aus dem Luzernischen ins aargauische Freiamt. Derweil sich im Süden die Rigi hoch über dem Vierwaldstättersee in den Himmel zeichnet.
Auf dem Skulpturenweg von Sorens Nr. 0529
Bulle — Marsens • FR

Auf dem Skulpturenweg von Sorens

Wo vor Jahren tagelang die Motorsägen kreischten, herrscht nun himmlische Stille: Der Chemin des sculptures à la tronçonneuse du Gibloux im Kanton Freiburg ist ein Ort der Einkehr und der Überraschungen. Denn wie ist es möglich, so fragt man sich, mit so unhandlich‑brutalem Werkzeug wie einer Motorsäge derart fein gestaltete Figuren aus einem noch mit dem Boden verwachsenen Strunk zu schaffen? Kurz nach Eröffnung dieses samt Zusatzschlaufe rund drei Kilometer langen Skulpturenwegs oberhalb der Ortschaft Sorens raste Ende Dezember 1999 der Jahrhundert‑Orkan Lothar durch den Wald. Er richtete auch an den Skulpturen schwere Schäden an. Inzwischen sind sie repariert, und zusammen mit neueren Holzfiguren reihen sich mehr als hundert Kunstwerke entlang der mit braunen Kulturwegweisern signalisierten Route. Neben viel Tierischem gibt es unterwegs Menschliches und Abstraktes zu bewundern, unterschiedlich in Grösse, Machart oder künstlerischer Aussagekraft, doch in jedem Fall eine Bereicherung der auch landschaftlich reizvollen Region über dem Greyerzersee. Die Freiluft‑Ausstellung mit freiem Eintritt ist rund ums Jahr problemlos zugänglich, auch zur kalten Jahreszeit. Die Route verläuft in allgemein nordwestlicher Richtung zuerst durch offenes Gelände und dann durch tiefen Fichtenforst, bis sie beim Beginn des Skulpturenwegs im Derbali‑Wald gegen Nordosten umbiegt. Der Skulpturenweg in diesem Wald, welcher einen Ausläufer der Gibloux‑Hügelkuppe bildet, ist sowohl geografisch wie touristisch Höhepunkt der Frühwinterwanderung und führt zum Campingplatz von Sorens, netterweise mit Restaurant. Der Abstieg ins Dorf Marsens führt dann zu einer tpf‑Haltestelle an der Linie Freiburg‑Bulle.
Skulpturen und Architektur im Mendrisiotto Nr. 0530
Ligornetto — Chiasso • TI

Skulpturen und Architektur im Mendrisiotto

Das Postauto von Mendrisio entlässt die Wandernden in Ligornetto. Ein kurzes Stück aufwärts, schon liegt das Museum und die einstige Wirkungsstätte des Bildhauers und Politikers Vincenzo Vela vor einem. Vela war im 19. Jh. einer der bedeutendsten europäischen Bildhauer seiner Zeit und schuf zahlreiche Statuen für Denk‑ und Grabmäler. Seine Gipsabdrücke sind von Menschlichkeit und Gefühl geprägt. Sie geben ein eindrückliches Bild seines umfangreichen Schaffens ab. Der Dorfbrunnen und sein Grabmahl auf dem Friedhof sind eine weitere kleine Kostprobe. Weiter führt die Wanderung nach Genesterio, dem Geburtsort von Mario Botta, dem bekannten Tessiner Architekten. Eines seiner ersten Werke lässt sich an der Kirche bestaunen, wo er das Pfarrhaus respektvoll daran anbaute. Die okergelbe Fassade aus neuerer Zeit ist hingegen ehre Geschmacksache. Der Wegweiser leitet einen gegen Stabio, wo man sich vor den Industriegebäuden links hält, um der Staatsgrenze entlang über Prella nach Brusata zu gelangen. Dieses Dörfchen erlangte als Geburtsort des einst wichtigen Römer Barockarchitekten Carlo Fontana aus dem 15. Jahrhundert Berühmtheit. Ein kurzer Aufstieg führt nach Monte Marello, dem höchsten Punkt der Wanderung und einem der letzten Ausläufer der Alpen vor der Poebene. Dann senkt sich der Weg nach Novazzano hinunter. Durch das malerische Dorf führt die Route zu den Geschäftshäusern bei Pobbia. Hier besteht die Möglichkeit, die Wanderung in Balerna zu beenden. Wer noch eine knappt Stunde weiterwandern mag, folgt der Bahn oder dem Waldrand nach Chiasso.
Prix Rando Nr. 0483
Martigny — Saillon • VS

Prix Rando

Die Rebberge an den steilen Hängen fallen im Rhonetal sofort auf. Von Visp talabwärts erstrecken sie sich über mehr als 100 Kilometer. Und der Weinweg durchläuft auf 74 Kilometern insgesamt 24 Weinbaugemeinden. Zwischen Martigny und Leuk haben Wandernde so die Gelegenheit, sich einen Überblick über die Vielfalt des Walliser Weinbaus zu verschaffen. Wein steht auch immer für die Geschichte des Bodens und des Klimas. Der Grossteil der Walliser Rebberge steht auf basischem Kalkfelsen; im Gebiet Fully jedoch dominiert der saure Gneis. Die umliegenden Berge schützen vor feuchten Westwinden und begünstigen so das Wachstum der Reben. Die Wanderung startet in Martigny und führt durch das Naturreservat Follatères, mit einzigartigen Flora und Fauna, nach Branson und Fully. Fully nennt sich gern Hauptstadt der Petite Arvine. Die Petite Arvine ist eine anspruchsvolle Rebsorte, die nur im Wallis gedeiht. Hier wird im Herbst Brisolée serviert, ein traditionelles Winzerzvieri aus Kastanien, Speck, Käse, Roggenbrot und Trauben. Durch einen grossen Kastanienwald und die vielen Rebberge gelangen Wandernde nach Saillon, dessen Rundturm von weit her sichtbar ist. In den obersten Lagen findet sich Farinet, der kleinste im Kataster eingetragene Rebberg der Welt. Die Trauben der drei Rebstöcke werden jedes Jahr von einer anderen bekannten Persönlichkeit gelesen. Wer die lokalen Spezialitäten gern auch zu Hause geniessen möchte, dem sei die Wanderung in umgekehrter Richtung empfohlen. Im Zentrum Fol'terres zwischen Martigny und Fully gibts allerlei Köstliches zu kaufen.
Prix Rando Nr. 0484
Cresta — Ausserferrera • GR

Prix Rando

Die alte Averserstrasse von Juf zur Roflaschlucht steht als historischer Verkehrsweg unter dem Schutz der Eidgenossenschaft und des Kantons Graubünden. Juf (2126 m ü.M.) ist bekannt als die höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung Europas. Vor dem Bau der Kantonsstrasse um 1895 war das Avers nur über einen Saumweg zu erreichen. Die Bevölkerung orientierte sich damals mehrheitlich gegen den italienischsprachigen Süden, was unter anderem die vielen romanischen Flurnamen belegen. Die neue Strasse, ein Denkmal der italienischen Strassenbaukunst, veränderte das Beziehungsnetz. Im Rahmen der Kraftwerkbauten wurde die Strasse in der zweiten Hälfte der 50er‑Jahre verbreitert und partiell neu angelegt. Die Folge war starke Veränderung oder gar Zerstörung des Kulturguts. Die verbliebenen Teilstrecken wurden in jüngster Vergangenheit mit neu angelegten bzw. ausgebauten Wanderwegen erschlossen. Die Wanderung beginnt in Cresta. Dort gehts zunächst ein kurzes Stück auf der Strasse, bevor der Weg nach links abzweigt und unvermittelt in die alte Averserstrasse einmündet. Während der folgenden knapp fünf Stunden nach Ausserferrera (bis Innerferrera dreieinhalb Stunden) gibts grössere und kleineren Natursteinbrücken zu entdecken, die in den letzten zehn Jahren sorgfältig restauriert wurden. Aber auch die Natur hat einiges zu bieten. So lassen sich beispielsweise im Flussbett des Averserrheins Gletschermühlen entdecken, und bei Starlera auf der gegenüberliegenden Talseite findet sich ein schöner Wasserfall mit subtermaler Mineralquelle. Weiter unten im Tal stehen schliesslich einige Überbleibsel des ehemalige Bergbaus.
Prix Rando Nr. 0485
Eggiwil — Oberdiessbach • BE

Prix Rando

Die Weggenossenschaft Chapf sanierte seit 1995 etappenweise die Zufahrten zu den Höfen im gleichnamigen Gebiet. Einzelne Wegstrecken wurden verbreitert und mit Hartbelag versehen. Auf dem vormaligen Kiesweg verlief auch einer der schönsten Höhenwanderwege des Emmentals. Durch die starke Beeinträchtigung wurde ein Ersatz der betroffenen Wanderwegabschnitte nötig. Um den Hartbelag zu umgehen, entstanden in der Folge zwei neue Wegstrecken. Für ein 600 Meter langes Teilstück des Wanderwegs konnte jedoch kein angemessener Ersatz gefunden werden. Damit die Wanderroute nicht zu lang auf Hartbelag verläuft, wurde als sogenannte «Kompensationslösung» ausserhalb des ursprünglichen Projektperimeters ein Parallelweg zur Strasse zwischen Beezleren und Chapfschwand gebaut. Diese mustergültigen Ersatzmassnahmen bei Verteerung von Wanderwegen sind im ersten Teil der Wanderung zu sehen. Die Wanderung beginnt in Eggiwil. Der Weg verläuft steil bergauf nach Chapfschwand, doch die Mühen werden belohnt: Nach gut eineinhalb Stunden Marschzeit ist der Chapf erreicht, und es eröffnet sich unvermittelt der Blick in die Weite. Noch schöner ist das Panorama vom 42 Meter hohen Holzturm beim Chuderhüsi, wo sich das Mittelland und der Alpenkranz in voller Pracht zeigen. Von hier sieht man auch Würzbrunnen, das älteste und wohl berühmteste Kirchlein des Emmentals. Danach folgt eine angenehme zweistündige Höhenwanderung über den Churzenberg, bevor es vom Güggel in einer Stunde wieder hinunter nach Oberdiessbach geht.
Prix Rando Nr. 0486
Bort — Grindelwald • BE

Prix Rando

Grindelwald ist einer der vom Klimawandel stark betroffenen Tourismusorte. Die Auswirkungen des Klimawandels sind hier bereits an mehreren Stellen deutlich sichtbar. Vor allem der untere der beiden Gletscher leidet unter rascher Abschmelzung, und der daraus hervorgehende Gletscherrandsee stellte die Experten vor ein Rätsel. Auf Initiative der Universität Bern, einer der weltweit führenden Institutionen in der Klimaforschung, sind in der Jungfrauregion sieben Klimapfade entstanden. Mittels Audioführer (i‑Phone) werden den Benutzern ortsspezifische Informationen zu Fragen des Klimawandels vermittelt. Der Klimapfad «A» auf der Sonnseite Grindelwalds ist unter anderem dem Thema Gletscher gewidmet. Ab Station Bort führt der Wanderweg zunächst kurz über eine Gletschermoräne hinauf und biegt dann rechts ab. Hier schaltet sich der Audioführer per GPS ein erstes Mal automatisch ein. Die sieben Hörstandorte sind im Gelände zusätzlich mit einem Pfosten markiert. Mühelos gelangt man entlang der 1600 Höhenmeter‑Grenze nach Unter Lauchbühl. Auf dem Weg über die weitläufigen Weiden bieten sich fantastische Ausblicke zu Wetterhorn, Schreckhorn, Mettenberg und der schroffen Eigernordwand. Für den Rückweg nach Grindelwald bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Wissenshungrigen sei empfohlen, nach Hotel Wetterhorn abzusteigen und von dort auf dem Klimapfad «E» (Thema: Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus) über Uf dr Egg/Bodmi zurück ins Gletscherdorf zu wandern. Sonst ist die Route via Moos ebenfalls schön.
Tannzapfenland Nr. 0487
Fischingen — Dussnang • TG

Tannzapfenland

Auf lohnenden Höhenwegen durch den Hinterthurgau Ab Bahnhofplatz Wil fährt der Bus nach Fischingen im stillen Murgtal, wo Interessierte den Ausflug gleich zu Beginn mit dem Besuch des bekannten Barockklosters bereichern können. Die Wanderroute führt durch den Wald, zuerst steil, dann mässig bergan. Bald wird der Blick frei auf die verstreuten Höfe, die überall an den teils bewaldeten Hängen liegen und ans Emmental erinnern. Bei Roopel ist der Aufstieg geschafft, und es folgt eine herrliche Höhenwanderung mit Sicht aufs Hörnli, gegen das Tösstal und natürlich über die Weiten des Thurgaus. Am einst höchstgelegensten Schulhaus vom Kanton Thurgau vorbei, führt die Route über Zingge zum Aussichtspunkt Sädelegg. Unter der prächtigen Linde lässt es sich gut rasten, Tische und Bänke laden zum Verweilen ein. Danach folgen Wandernde der Kantonsgrenze zum zürcherischen Sitzberg, wo es sich lohnt, die Wanderung kurz zum Betrachten der Kirchenorgel zu unterbrechen. Auf dem Höhenrücken führt der Weg weiter zur Wolfsgrueb. Bei Nässe oder wenig Trittsicherheit, sollte man hier den Weg nach Bichelsee einschlagen. Für alle anderen lohnt sich der Weiterweg nach Niderwis. Der Tanneggergrat verlangt dann die volle Aufmerksamkeit: es überrascht, mitten im Thurgau auf einen solch anspruchsvollen Gratweg zu geraten. Weiter geht es vorbei bei der Ruine der ehemaligen Burg Tannegg. Ein letzter Abstieg, dann ist Dussnang erreicht, dessen Dorfbild vom bekannten Kneippkurhaus geprägt wird.
Mittelland Nr. 0488
Aeschi SO • SO

Mittelland

Wo vor 20 000 Jahren die kalte Zunge des eiszeitlichen Rhonegletschers lagerte, führt heute eine abwechslungsreiche Rundtour durch Wald und Feld im Frühlingsflor, ideal zum Einlaufen bei Saisonbeginn. Die Wanderung im solothurnisch‑bernischen Grenzgebiet startet in Aeschi an der Buslinie Solothurn-Herzogenbuchsee und führt schon bald zum idyllischen Burgäschisee. Das Moorgewässer, während des Sommers ein beliebtes Ausflugsziel für Badegäste, war zur Jungsteinzeit Heimat einer Pfahlbauersippe. Reste ihrer Ufersiedlung geben Hinweise auf das naturnahe Leben dieser ersten Landwirte: Sie pflanzten Getreide an, züchteten Vieh und ernährten sich überdies von Jagd und Fischfang. Die nächste Etappe führt nach kurzer Steigung auf das Plateau von Steinhof, einer solothurnischen Gebietsinsel (Exklave) im Bernerland. Noch winterlich kühl ist es im katholischen Gotteshaus, während fürs Picknick draussen bei der mächtigen Blockgruppe bereits angenehme Temperaturen herrschen. Jene Sonne, deren Strahlen die drei Findlinge Grosse Fluh, Kilchlifluh und Menhir liebkosen, setzte damals am Ende der Eiszeit dem Gletscher dermassen zu, dass er sich in die Alpen zurückzog und seine Gesteinsfracht aus dem Wallis hier im Mittelland liegen liess. Die Grosse Fluh gab nicht nur dem nahen Gasthaus den Namen, sondern gilt auch, wie seine beiden Nachbarn, als Kindlistein - gemäss Volkskunde Lieferant von Säuglingen in Vertretung des populären Klapperstorchs. Von Steinhof senkt sich die durchgehend markierte Wanderroute ins Tal der Önz bei Riedtwil (mit vorzeitiger Rückfahrmöglichkeit per Bus), gewinnt die Anhöhe des ebenfalls findlingsblockreichen Steinenbergs und quert dann die Bauerndöfer Grasswil und Seeberg, bis sie am Burgäschisee vorbei das Tagesziel Aeschi erreicht.
Les Terrasses de Lavaux Nr. 0559
St-Saphorin — Lutry • VD

Les Terrasses de Lavaux

Am Anfang waren die Römer. Sie nutzten bereits im ersten Jahrhundert nach Christus die herrliche Lage der Lavaux‑Hügel, um Wein anzubauen. 1000 Jahre später kamen die Mönche, kultivierten zum einen den Glauben und führten zum andern die Winzertradition fort. Heute ist das Lavaux mit 800 Quadratkilometern das grösste zusammenhängende Weinbaugebiet der Schweiz, und seine verwegen in den Hang gebauten Terrassen stehen seit 2007 unter UNESCO‑Schutz. Wer den Terrasses de Lavaux folgt, sollte sich nicht nur für die spektakuläre Aussicht in die Savoyer und Walliser Alpen Zeit nehmen. Gleich zu Beginn der Tour lohnt es sich, das mittelalterliche St‑Saphorin mit seinen engen Gassen und den charakteristischen Winzerhäusern aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zu besichtigen. Sein origineller Kirchturm ziert bis heute zahlreiche Weinetiketten. Eine Sünde wert, so sagt man, sei hier die Auberge de l'Onde, die auf eine jahrhundertealte Gastgebertradition zurückblickt und auf drei Stockwerken lokale Köstlichkeiten serviert ‑ einmal pro Woche mit Musikbegleitung. Über 40 Kilometer erstreckt sich das Weinbaugebiet mit seinen 14 schmucken Dörfern und Städtchen an Panoramalage den Ufern des Genfersees entlang. Dabei reihen sich die Weinkeller und urchigen Pinten wie auf einer Perlenkette auf. Achtlos daran vorbeigehen wäre ein Verbrechen ‑ denn wer die Landschaft mit allen Sinnen erleben will, sollte sie auch kosten: Nach einem Gläschen Chasselas geniesst man das dynamische Auf und Ab bis Lutry doppelt. Hier steht mittwochs und samstags übrigens der «Lavaux Express» bereit, mit dem müde Wandernde das Welterbe bequem auch vom Touristenbähnchen aus geniessen können.
Au Fil du Doubs Nr. 0560
Soubey — St-Ursanne • JU

Au Fil du Doubs

Im Hotel du Cerf in Soubey, dem Ausgangspunkt der leichten, aber langen Wanderung, gibt es nur ein Thema: Fische. Damit ist nicht nur die Speisekarte gemeint, die mit frischen Forellen in allen Variationen glänzt. Das «du Cerf» ist das «Basislager» der Angelfreunde: Denn bei Wirt Alain José bekommen sie Tages‑ und Wochenpatente oder auch einfach nur ein paar Tipps für unterwegs. Wer nicht französisch spricht, wendet sich an den «Basler Tisch», wo oft hervorragende Fliegenfischer anzutreffen sind. Denn der Doubs ist hier, wo schon bald ein Naturpark entsteht, besonders fischreich. Die Flusslandschaft nahe an der Grenze zu Frankreich überrascht auch mit ihrer reichhaltigen Flora und Fauna und verzaubert mit ihrer Ruhe. Zweite Anlaufstelle in Soubey ist die alte Mühle aus dem Jahr 1565, die letzte einer ganzen Reihe. Danach gehts dem Fluss entlang weiter nach Tariche. Sollte man hier auf der falschen Flussseite sein, wenn man den Doubs schon bei La Charbonnière überquert hat, ist das auch kein Problem: Einfach ein wenig gestikulieren und rufen, und schon rückt der Wirt mit seinem Boot aus und setzt die Gäste fürs Mittagessen über. Spezialität des Hauses? Natürlich Forelle. Welche Uferseite man für den zweiten Teil der Wanderung wählt, spielt keine Rolle. Beide führen ohne nennenswerte Auf‑ und Abstiege nach St‑Ursanne. Das historische Zentrum des mittelalterlichen Städtchens mit seinen Bürgerhäusern aus dem 14. bis 16. Jahrhundert hat sich über die Jahrhunderte nur wenig verändert. Bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Kloster mit Kreuzgang und romanisch‑gotischer Stiftskirche, deren Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurückgehen.
Le Chemin du Gruyère Nr. 0561
Charmey — Gruyères, Bahnhof • FR

Le Chemin du Gruyère

Es gibt wohl kaum einen Weg, der den Titel Genusswanderung redlicher verdienen würde als der Chemin du Gruyère. Schon am Ausgangspunkt in Charmey (ver‑)führt der abwechslungsreiche Trail ins Wellness‑ und Fun‑Thermalbad, das im Herzen des schmucken Dörfchens Wasserspass und Entspannung verspricht. Dann folgt er dem Lac de Montsalvens mit seinen fjordähnlichen Buchten, bevor er nach dessen Staumauer von der spektakulären Jaunbachschlucht verschluckt und zum eigentlichen Ereignis wird. Holzstege, Tunnels und Felsengalerien, Wasserfällchen und glattgeschliffene Felsen machen diesen abenteuerlichen Abschnitt zur familienfreundlichen Exkursion, die sich vermutlich nur deshalb nicht über Gebühr in die Länge zieht, weil am Ende im wörtlichen Sinn die Schokoladenseite der Schweiz wartet: In Broc ist die Traditionsfirma Cailler zu Hause, die im brandneuen, sieben Millionen Franken teuren Besucherzentrum (Eröffnung: April 2010) ihre Gäste unter dem Motto «pur chocolat - pure émotion» in die Welt der Schokolade entführt. Der Rundgang dauert 20 Minuten und endet dort, wo alles beginnt: in der Produktion. Es empfiehlt sich, bei der Degustation nicht allzu sehr über die Stränge zu schlagen, denn noch steht ein weiteres kulinarisches Highlight bevor: die Schaukäserei von Gruyères. Schon von weitem ist das mittelalterliche Städtchen mit seinem imposanten Schloss aus dem 13. Jahrhundert zu sehen. Zu dessen Füssen lädt das «Maison du Gruyère» zur Entdeckung des legendären Käses. Mit einer Ausstellung über Geruch und Geschmack bietet es ein Erlebnis für alle Sinne. Wer immer noch nicht genug erlebt hat, nimmt die Luftseilbahn und beschliesst den Tag auf dem Gipfel des Aussichtsbergs Moléson.
Der Aletsch-Panoramaweg Nr. 0562
Bettmerhorn — Fiescheralp • VS

Der Aletsch-Panoramaweg

32 Viertausender stehen Spalier: Bereits auf der Bettmeralp verführt das Chalet‑Hotel Bettmerhof mit typischen Walliser Spezialitäten, bevor es mit der Gondel zum Bettmerhorn hochgeht. Um das Gipfeltreffen in dieser einzigartigen Schweizer Panoramalandschaft perfekt zu machen, reicht ein kurzer Spaziergang: Nur wenige Minuten von der Bergstation entfernt wartet der Aussichtspunkt Gletscherblick und bietet ein spektakuläres Erlebnis. Einzig in die Schranken gewiesen von den Berner Alpen, macht sich im UNESCO‑Welterbe der Aletschgletscher breit. Europas grösster Eisstrom mag sich zwar etwas zurückziehen, eindrücklich präsentiert er sich aber alleweil. Über Steintreppen und Bergwege führt die Route hinunter zur Roti Chumma. An heissen Sommertagen ist die frische Gletscherbrise besonders wohltuend. Abenteuerlich windet sich der in den Fels gehauene, breite Bergweg schliesslich zum Märjelesee. Früher war es eine mächtige Eiswand des Aletschgletschers, die den See aufstaute, und auf dem Wasser trieben hausgrosse Eisberge. Heute ist die Polarlandschaft einem Postkartenidyll gewichen, das sich im Frühling mit seinen Wollgraswiesen von einer äusserst malerischen Seite präsentiert. Es gibt keinen Grund, dem Apfelkuchen aus dem Holzofen des Restaurants Gletscherstube zu widerstehen. Ausser vielleicht, wenn Linienbewusste nicht den Weg um den Tälligrat mit seinem grandiosen Tiefblick auf den Fieschergletscher wählen, sondern mit der Abkürzung eine Stunde sparen: Gleich unterhalb des Restaurants befindet sich der Eingang zum Stollenweg. Durch einen Tunnel gelangt man auf die andere Seite des Tälligrats, wo ein breiter Wanderweg runter zur Fiescheralp führt.
Auf dem Weg der Schweiz Nr. 0563
Rütli — Bauen • UR

Auf dem Weg der Schweiz

Wer vom Schillerbalkon auf der Marienhöhe bei Seelisberg die Aussicht geniesst, bekommt, wohl ohne es zu wissen, dasselbe Panorama vorgesetzt wie die Parlamentarier in Bern. Mit einem Unterschied: Dies ist das Original. Der Genfer Maler Charles Giron verewigte in seinem Wandbild im Nationalratssaal 1901 nämlich exakt aus dieser Perspektive alle Schauplätze der Tell‑Geschichte. Ein so geschichtsträchtiger Ort passt bestens zum «Weg der Schweiz». Als Geschenk der 26 Kantone an die Bevölkerung zur 700‑Jahr‑Feier der Eidgenossenschaft rollt er so quasi die ganze Geschichte derselben auf. Gestartet wird mit dem Teilstück der Urkantone Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern auf der Rütliwiese, dem Geburtsort der Schweiz. So wie ein halbes Dutzend weiterer Etappenorte am 35 Kilometer langen «Weg der Schweiz» erreicht man die Wiese bequem per Schiff. Und am stilvollsten in einem der fünf Dampfschiffe, unter denen «Uri» das älteste, «Schiller» das formvollendetste, «Gallia» das schnellste und die «Stadt Luzern» das prestigeträchtigste ist. Nicht ganz ohne ist der Aufstieg über 850 Treppenstufen nach Seelisberg. Was umgekehrt, für den Abstieg nach Bauen, genauso gilt. Doch werden Wandernde unterwegs mit einem Dauerpanorama der Luxusklasse belohnt. In Bauen, das sich aufgrund der geschützten Lage über ein geradezu mediterranes Klima freut, wachsen Palmen, Feigen und allerhand exotische Blüten. Und man ist stolz, dass der Komponist der Landeshymne «Trittst im Morgenrot daher» hier geboren wurde. Das Geburtshaus von Pater Alberik Zwyssig hat sich allerdings nicht nur seinetwegen einen Namen gemacht: Es beherbergt heute das renommierte Gourmetrestaurant Zwyssighaus.
Der Sentiero Verzasca Nr. 0564
Sonogno — Lavertezzo • TI

Der Sentiero Verzasca

In zwei eleganten Bogen schwingt sich die römisch anmutende Brücke (die aber nicht römisch ist) fotogen über den Fluss. Und der präsentiert sich hier genau so, wie er heisst: Verzasca - «grünes Wasser». Auf den glatt geschliffenen Steinen räkeln sich an schönen Wochenenden Scharen von Sonnenanbetern, und am Ufer picknicken Wanderer und betrachten ehrfürchtig die mittelalterliche Baukunst des Ponte dei Salti. Die Brücke steht mittlerweile als Wahrzeichen für das ganze Tal. Es ist eine in jeder Beziehung märchenhafte Wanderung, die hier in Lavertezzo geradezu fulminant endet. Idyllisch schlängelt sich der Weg ab Sonogno, immer in Flussnähe, durch lichte Birken‑ und Lärchenwälder, führt über Moorwiesen und zwischen Brione und Lavertezzo vorbei an 30 Skulpturen und Landschaftsinstallationen. Diese machen den «Sentierone», den Wanderweg von Sonogno durchs gesamte Verzascatal, zum Weg der Kunst. Der «Sentiero per l’arte» setzt der Landschaft die Krone auf, ohne dass sie es nötig hätte. Denn das wildromantische Verzascatal bietet auch ohne ihn in jeder Beziehung königliche Perspektiven: verschlafene, oft liebevoll restaurierte Dörfer wie den Flecken Frasco, abenteuerliche Hängebrücken, einsame Badeplätzchen, verwunschene Grotti mit lokalen Köstlichkeiten wie den süffigen Merlot, den man sich am besten zu Tessiner Spezialitäten wie Wurstwaren, Risotto oder Polenta gönnt. Dass die Bewohner des Verzascatals nicht immer auf der Sonnenseite lebten, zeigt die sehenswerte Ausstellung im Talmuseum in Sonogno. Dass man es trotzdem zu etwas bringen kann, beweist der Laden «Pro Verzasca», der einheimisches (Kunst‑)Handwerk verkauft.