Die Einheimischen auf den Hügelzügen des Berner Jura nennen die Bise, die hier immer wieder heftig weht, «méchant», das heisst «böse», bei Hunden auch «bissig». Sie wissen wohl, wovon sie reden, denn wer die Jurabise noch nie erlebt hat, kann sich kaum vorstellen, dass er bei heiterem Sonnenschein jemals derart frieren würde. Zuweilen wirken die Hügelzüge so, als wären sie gar von diesem kalten, scharfen Wind geschliffen worden. Das gilt auch für die Montoz-Kette, die sich vom solothurnischen Grenchen bis nach Tavannes erstreckt. Diese Wanderung quert sie an ihrem westlichen Ende und startet in La Heutte, einem Dorf unweit von Biel, das mit dem Zug gut zu erreichen ist. Der Aufstieg Richtung Métairie de la Werdtberg ist steil und - abgesehen vom Atem - still. Angesichts der Nähe zu Stadt und Dörfern kommt sich der Wanderer auf dieser Strecke angenehm einsam vor. Ein kleiner Abstecher zur Hütte des Skiclubs vervollständigt dieses Gefühl. Man fragt sich, wann es letztmals länger genügend Schnee hatte, damit Tourengänger von dieser Hütte auf 1100 Metern mit Skiern losziehen konnten. Das Gelände hat nun, kurz vor dem letzten Aufstieg zum Werdtberg, einen voralpinen Anstrich erhalten. Zwar weisen Laubbäume noch auf die niedrige Meereshöhe hin, gleichzeitig sind die Gräser kurz und würzig, und die Kuhwege gemahnen an Alpen, die weit höher gelegen sein könnten. Oben angekommen staunt man, wie breit die Krete ist und wie eben. Der Blick in die Berner Alpen ist bei klarer Sicht gewaltig. Und wenn die Bise nicht weht, darf die Einkehr im Restaurant Werdtberg durchaus auf der Terrasse stattfinden. Oft bläst die Bise auf dem Jurarücken übrigens die Wolken weg. Dann ist sie der Preis, den es für Sonnenschein zu bezahlen gilt.