Wichtiger Saumweg für Kirchgänger
Für das Dorf Ausserberg war der heutige Wanderweg nach Raron eine wichtige Verbindung zur Aussenwelt. Wer aufmerksam wandert, sieht dies dem Weg an: Kurz nach St. German ist der Weg gepflästert, Natursteine in allen Grössen geben Halt für den kurzen, aber steilen Anstieg. «Die Bauern brachten im Winter ihre Weine sowie den Trester von ihren Rebgütern in St. German nach Ausserberg», erzählt Dorfhistoriker Edwin Pfaffen. Die wuchtige Weinpresse steht noch heute im Dorfzentrum und kann besichtigt werden.
Bis zur Eröffnung der Lötschbergbahn 1913 als auch der Strassenverbindung nach Visp 1963/64 war Ausserberg nur über zwei Saumwege erreichbar. Einer führte zum Marktort Visp, der nach 1909 wegen der Lonza-Fabrik vermehrt auch zum Arbeitsort wurde. Der andere Weg nach Raron diente neben landwirtschaftlichen Zwecken auch als Kirchweg, bis 1867 in Ausserberg eine eigene Pfarrei gegründet wurde.
Noch heute ist Raron bekannt für seine Kirchen. Die Burgkirche St. Romanus wurde nach den Überschwemmungen des Bietschbaches im 15. Jahrhundert und der Zerstörung der alten Kirche auf dem Burghügel neu gebaut. Der dortige Wehrturm wurde in das Bauwerk eingearbeitet. Die Pfarrkirche weist wunderschöne Fres- ken auf, die 1923 wieder entdeckt und 1970 restauriert wurden. Die bekannteste zeigt das Jüngste Gericht, die grösste Wandmalerei der Schweiz aus dem 16. Jahrhundert.
Die zweite Kirche von Raron ist die Felsenkirche St. Michael. 6000 Kubikmeter Stein wurden aus dem Felsen unter der Burgkirche herausgebrochen, das entspricht dem Inhalt von fast drei 50-Meter-Schwimmbecken. Nachdem die Kirche 1974 eröffnet wurde, standen die Touristencars und Hoch- zeitsgesellschaften
Schlange. Sitzplätze für 500 Menschen stehen in der Kaverne mit ihrer zwölf Meter hohen Felsendecke bereit. Ein Glasfenster über dem Tabernakel mit dem Erzengel Michael, der gegen einen Drachen kämpft, sowie Palisadenwände rahmen den Kirchenraum ein. Der Raum ist angenehm kühl und ruhig, ideal für einen kurzen Besuch nach einer Wanderung an der sonnigen Südrampe.
Der passende Wandervorschlag dazu
Allerlei Geschichten an der Südrampe
Nicht ganz zwei Stunden ist sie lang, diese einfache Tour. Interessierte Wandernde werden aber deutlich mehr Zeit benötigen, denn es gibt viel zu sehen. Schon in Raron lohnt sich der Besuch der beiden Kirchen: Die eine ist in den Felsen gehauen, die andere steht oben auf dem Felsen. Die Felsenkirche St. Michael ist das grösste Gotteshaus Europas der Neuzeit, das sich in einem Felsen befindet. Damit ist sie auch ein Ort für eine Abkühlung. Oben thront die Burgkirche St. Romanus mit einer schönen Freske und dem Grab des Dichters Rilke. Im Dorf geht die Wanderung am Maxenhaus mit dem wohl ältesten Briefkasten der Schweiz vorbei. Er wurde Ende des 18. Jahrhunderts eingebaut. Spannend am Haus sind auch die Fensterbögen, die nur einige Zentimeter aus dem Boden ragen: Im 16. Jahrhundert wurden Parterre und Keller mehrfach überschwemmt und mit Geröll gefüllt. Nach diesen Besuchen geht es steil durch ein Feld den Hang hinauf zur Niwa-Suone. Diese führt meist schon im April Wasser, für Abkühlung ist also auch hier gesorgt. Man folgt dem fliessenden Wasser, meist am Schatten, bis St. German. Wer nicht im dortigen Restaurant rasten will, kann dies in einer alten Stallscheune tun, die vor einigen Jahren in den Rastplatz Briggilti umgebaut worden ist. Kurz nach dem Dorf geht es wieder bergauf. Man wandert auf dem alten Säumerpfad, auf dem die Bauern früher ihren Wein von St. German nach Ausserberg gebracht haben. Umgekehrt gingen die Menschen auf diesem Weg zur Messe nach Raron. Der Boden ist gepflästert mit Natursteinen. Einmal oben, führt der breite Weg aussichtsreich und sonnig bis nach Ausserberg mit seinen drei bekannten Suonen.
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