Nun bin ich also am Mittelpunkt der Schweiz, dem Vielbeschriebenen. Ich umrunde ihn ein paar Mal auf der Trockenmauer, die den Stein mit dem Pyramidendach umgibt. Und denke bald, wie ein ungeduldiges Kind: «Können wir weitergehen?» Denn ich habe noch ein ziemliches Stück vor mir: Als Wanderung muss man sich das Älggi verdienen, es ist nicht unter sechs Stunden zu erreichen – kürzer höchstens mithilfe des Rufbusses oder eines Autos.
Doch warum ist dieser Ort so bekannt? Würde man eine Schweizerkarte ausschneiden und diese mit einer Nadel genau auf diesem Punkt balancieren, kippte sie auf keine Seite runter. Eine faszinierende Vorstellung. Der geografische Mittelpunkt ist nicht zu verwechseln mit dem Volumenschwerpunkt: Um diesen zu finden, macht man dasselbe, nur nicht mit einer flachen Karte, sondern mit der Geländetopografie. Dann müsste man zum Eggstock im Urnerland wandern. Nur führt dort – weit über 3000 m ü. M. – kein Wanderweg hinauf, erst recht nicht eine Bergstrasse. Definitiv ungeeignet, um den Ort touristisch zu vermarkten, wie dies auf dem Älggi 1988 begonnen hat, zum 150-jährigen Bestehen der Schweizerischen Landestopografie Swisstopo.
Und doch, überlege ich mir beim Weiterwandern, ist es gut, gibt es diesen Ort, der nur durch eine gute Idee zur Attraktion geworden ist. Ohne ihn hätte ich die Ruhe der Talalp nicht erlebt. Ich hätte in der Tonhalle auf dem Älggi nicht meinem Echo gelauscht, keinen Blick in den vollen Käsekeller der dortigen Alphütte geworfen. Ich hätte nicht auf dem Chringengrätli gerastet – und so den herzförmigen Seefeldsee und die imposanten Bergflanken danach verpasst.