Portraits
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Angetroffen in München: Reinhold Messner
25.04.2024 • Text und Bild: Rémy Kappeler
Bergsteiger-Legende Reinhold Messner signiert an der Internationalen Sportmesse ISPO Autogrammkarten.
Wo?
An der Internationalen Sportmesse ISPO in München sitzt Reinhold Messner an einem Tisch und signiert Autogrammkarten. Die zahlreichen Outdoorbegeisterten schnappen sich die Karten – eine Legende trifft man nicht alle Tage persönlich.
Wer?
Reinhold Messner ist Extrembergsteiger, Abenteuer und – passionierter Wanderer.
Was?
Der 79-jährige Südtiroler hat einen Vortrag über den Alpinismus von heute gehalten, über seine Arbeit für seinen Sponsor Jack Wolfskin und über seine Projekte. Messner erreichte 1978 zusammen mit Peter Habeler als erster Mensch der Welt den höchsten Gipfel der Welt, den Mount Everest, ohne Flaschensauerstoff. Er stand als Erster auf den Gipfeln aller vierzehn Achttausender. Er durchquerte die Antarktis und die Wüste Gobi. Und trotzdem hat Messner das Wandern nie belächelt: «Ins Gebirge hineingehen ist so wichtig wie das Hinaufsteigen», sagt er im Gespräch. Die Anmärsche zu den grossen Bergen seien immer Wanderungen gewesen. «Wandern hat mir schon immer gefallen. Ich wandere, seit ich ein Kind war. Mit der Mutter, mit den Geschwistern, später mit Freunden.» Im Idealfall nehme er gar nichts mit auf eine Tageswanderung: «Im Verzicht liegt die Leichtigkeit. Und wenn ich was mitnehme, so reichen mir eine Regenjacke, ein Minirucksack und ein Stück hartes Brot. Wasser ist meist zu finden.»
Warum?
Warum er wandere, fragt man ihn. «Es gibt kein Warum, es gibt bei mir nur das Tun – aus Neugierde, Lebenslust, heute auch aus Bewegungsdrang. Wandern bietet mir Entschleunigung, Mediation. Ich kann dabei Mass nehmen, mich verlieren, mich im Gebirge auflösen. Das ist das Gegenteil der Konzentration beim Klettern.»
Wohin wandern gehen?
«Heute am liebsten in meiner nächsten Umgebung. Zum Beispiel rund ums Schloss Juval im Vinschgau oder rund ums Dorf Sulden im Trentino, wo ich wohne. Dort gibt es zwar nur gezählte Möglichkeiten, in die Wildnis hineinzugehen: Aber die Stille, die Erhabenheit der Umgebung, der Wald und die Alm sind der Dank.»