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Wanderreportagen ABO

Leichten Schrittes

Wir alle tun es: spazieren. Doch die kleine Schwester des Wanderns war lange Zeit einigen wenigen Gesellschaftsschichten vorbehalten. Ein Blick zurück auf die Anfänge des Spazierens und Promenieren.
28.02.2025 • Text: Martin Weiss
Gemütliches Flanieren entlang der Seepromenade von Morges – heute und wie es im 19. Jahrhundert ausgesehen haben könnte. © Raja Läubli

Kein anderes Lebewesen beherrscht derart viele Fortbewegungsarten wie der Mensch: Kriechen, Laufen, Rennen, Hüpfen, Schwimmen, Velofahren, Wandern … und Spazieren. Der Schweizer Soziologe Lucius Burckhardt hat diese Gangart in den 1980er-Jahren erforscht und herausgefunden: Schöne Landschaften, die wir spazierend durchschreiten, lösen beglückende Gefühle in uns aus. Durch das sorgfältige Den-Raum-Durchschreiten (= ital. spaziare) wird das Gefühl verstärkt, da zu sein in der Welt, und man entdeckt mehr, als wenn man auf ein konkretes Ziel losmarschiert. So entdeckten wir während der Spazierwanderung von Morges nach Lausanne plötzlich Muschelstrände, schauten in die Gärten der Villen und sinnierten dabei beinahe unabsichtlich über das Leben nach. Die äussere Landschaft formt die innere. Diese Art des Gehens erlaubt auch einen anderen Auftritt: Die Wanderschuhe und der Rucksack können zuhause bleiben, dafür darf ein dekorativer Hut an die frische Luft.

Die Promenadologie

In den 1980er-Jahren gründete der Schweizer Soziologe Lucius Burckhardt die Spaziergangswissenschaft. Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Forschungsrichtung, die sich mit dem Spazieren und Erkunden von Orten als kultureller Praxis beschäftigt. Die Spaziergangswissenschaft untersucht, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, was wir beachten und was wir übersehen. Der Spaziergang wird dabei nicht nur als Freizeitaktivität betrachtet, sondern als eine Methode, systematisch Eindrücke zu sammeln und Räume zu analysieren. Doch die Spaziergangswissenschaft geht auch mit einer Haltung einher: Sie fordert dazu auf, die Welt langsamer, bewusster und mit Neugier zu betrachten.

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