Wanderreportagen
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Ein explosiver Frühling
Der Glatt und dem Wissbach entlang führt eine abwechslungsreiche Wanderung von Gossau bis nach Degersheim SG. In einer Höhle wurde wohl früher Salpeter gebrannt oder gelagert. Und ganz in der Nähe lag einst der gefährlichste Ort der Region.
16.02.2024 • Text: Reto Wissmann
Über dem Glatttobel liegt eine idyllische Landschaft mit Postkartendörfern wie Schwänberg.
Man muss schon ein bisschen vom richtigen Weg abkommen, um zur Salpeterhöhle zu gelangen: Vom Wanderweg, der hoch über dem Tobel an der Ruine Helfenberg vorbei in Richtung Schwänberg führt, zweigt ein schmaler Pfad rechts ab und führt steil hinunter bis ans Ufer der Glatt. Hier hat sich der kleine Fluss während Jahrtausenden sein tiefes Bett in die Nagelfluh gegraben und eine wunderbare Auenlandschaft zwischen steilen Felsen erschaffen. Das Wasser plätschert über breite Kiesbänke, windet sich durch feuchte Wiesen und unterspült das weitverzweigte Wurzelgeflecht der mächtigen Buchen am Ufer. Das kleine Stück Wildnis unweit der Ostschweizer Hauptverkehrsachsen ist etwas zum Geniessen. Feuerstellen und Badeplätze zeugen davon.
In einer seiner Windungen hat der Fluss ein ganz besonderes Naturphänomen erschaffen: Unter einer mächtigen Nagelfluhschicht hat er das weichere Gestein abgetragen, wodurch eine geräumige Höhle entstanden ist. Wie eine grosse, gegen das Wasser hin offene Halle erstreckt sich das rund 15 Meter hohe Gewölbe über vielleicht 70 Meter und wird gegen hinten immer enger. Gegen 40 Meter tief soll die Höhle in die Felswand hinein reichen. Einst war dies ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. «Die Augen älterer Männer aus der Gegend fangen zu leuchten an, wenn von der Salpeterhöhle die Rede ist», heisst es in einem Artikel der «Oberberger Blätter» aus den 1960er-Jahren. Und weiter: «Ein Kinderland wird in der Erinnerung lebendig, eine verzauberte Landschaft, deren Reize jede Generation aufs Neue fesseln.» Grillplätze, Bänke und gar einen Brunnen gab es hier früher. Ein Höhlenwart sah zum Rechten, und neben privaten Feiern fanden unter anderem auch Tanzvorführungen im imposanten Gewölbe statt.
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